The Kooks – Unshelved
Let’s Go Sunshine war nach der Zäsur The Best of… So Far vor zwei Jahren eine gelungene Rückbesinnung auf die Wurzeln und Stärken der Kooks. Ob es deswegen aber in Form von Unshelved gleich ein Leeren der Archive für ausgewiesene Ausschussware braucht?
Zumindest wird die nur digital veröffentlichte, aber im retrostil designte EP-Reihe Nostalgiker glücklich machen. Denn Unshelved bietet auf seinen zwei bisherigen Ausgaben eben tatsächlich Songs, die es um 2006 nicht auf das Debütalbum Inside In/Inside Out geschafft haben, dort aber nur wegen eines qualitativ minimalen Rückstandes zu Hits wie Naïve, She Moves in Her Own Way oder Ooh La aus dem Rahmen gefallen wären, nicht aber aufgrund ihrer entwafnnend abholenden Ästhetik.
Unshelved Pt. I
Nicht erst das abschließende Femme Fatale zeigt, dass die Kooks in der Melange aus rumpelnden Drums, trockenem Bass, lebendigen Gitarrenfunk sowie der Stimme von Luke Pritchard trotz eines absoluten Eklektizismus schnell einen eigenen Sound hatten, der im weniger überzeugenden Fall, wie hier, über seinen Attitüde schnell einnimmt, im Songwriting aber eine Tendenz zur unmittelbaren Vergänglichkeit hofiert und praktisch noch während des Hörens wieder vergessen ist. Dass die Hooks und Melodien auf dem ersten Studioalbun der Band aus Brighton eine andere Güteklasse ablieferten zeigt dann auch das mit trockenem Groove seine spritzigen Licks ausspielende Agnostic, dem ebenso der Killerinstinkt abgeht wie dem countryesker rumpelnden Bad Taste in My Mouth.
Das sind klassische B-Seiten, denen der Funke Genie fehlt, die aber trotzdem zum besten gehören, was die Kooks seit beinahe eineinhalb Dekaden abgeliefert haben – was dann zwar genau genommen eher gegen die Inside In/Inside Out nachfolgenden Studioalbe nals explizit für das Material hier spricht, doch geschenkt.
In den erweiterten Kanon einer unbeschwerten Sommerplaylist kann man den flotten, Ska-getriebenen Indierock von Oil, der hinten raus seinen Titel etwas zu ausgiebig feiert, ebenso aufnehmen wie den schmissig-nonchalanten Trademark Song Something to Say, den man schon von den ersten Demos der Band kennen kann, obgleich man ihn nicht derart unnötig in die Länge gezogen in Erinnerung hatte.
Unshelved Pt. II
Dass sich die Kooks schon bald nach mehr als sonnigen Hits aus der The Police-Schule sehnen würden, lässt sich dann gegen Ende der zweiten, etwas schwächeren EP bereits erahnen. All Through Your Life (Magic Shop NYC Demo) ist mit gackernden Retro-Synthies angereichert, die auf halben Weg ins Midi-Casino zu den Killers tingeln und kann durch diese Arrangements nerven. Eine andere, weniger pseudo-exzentrische Inszenierung hätte dem Song nicht geschadet – doch im Umkehrschluß geben die Engländer hier zumindest ansatzweise ihre immanente Harmlosigkeit auf und wagen sich ein wenig aus der Komfortzone.
You Can’t Take Yourself beginnt noch konkreter beim 80er-Retro, schrammelt dann aber klatschend-stampfend mit lockerer Leichtigkeit zu einem flockigen Ohrwurm, der sich sogar südliche Harmonie-Gesänge gönnt und einen schönen Kontrast in seiner Niedlichkeit zeigt, dabei allerdings zu repetitiv bleibt.
Den Rest der EP füllt zuvor relativ konventioneller Kooks-Standard. Tea And Biscuits entspannt sich mit quietschenden Gitarren, funky Beat und sogar lockeren Soli, bietet einen nonchalanten kleinen Singalong, dem aber auch das zwingende Element fehlt, wenn sich die Band nicht für den legeren Jam entscheiden will. England in the Sun rockt mit schwerer Rhythmusateilung heavier, nackig und dumpf verwaschen, und sicher, da hätten Prichard und Co. prägnanteres aus der Idee herausschälen müssen. Sobald mit Jackie Big Tits eine nette, aber kaum essentielle Acoustic-Version eines Inside In/Inside Out-Instant-Hits das Gesamtpaket auffüllt, bestätgt Unshelved, dass diese EPs nie erste Wahl sein werden, sobald man Lust auf die Kooks verspürt – man die Kurzformate aber ungefährdet laufen lassen, das hartnäckigere Album-Mutterschiff seinen Dienst getan hat.
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