The Killers – Don’t Waste Your Wishes
The Killers versammeln zum zehnjährigen Jubiläum auf Don’t Waste Your Wishes alle ihre seit 2006 veröffentlichten Weihnachtssingles. Inklusive der neuen Coverversion von I’ll Be Home for Christmas – auf der Brandon Flowers seinen ehemaligen Klassenlehrer als Gastfeauture aufbietet.
Egal ob die Paradiesvögel aus Las Vegas gerade mit Best of-Compilations Ergebnisverwaltung betreiben, ihren regulären Studioalben (wie zuletzt Battle Born – auch schon wieder 4 Jahre her!) in den Charts funkelten, ob sich einzelne Mitglieder auf mitunter tolle Solowerke konzentrierten oder man damit beschäftigt war Songs an prominente Kollegen zu verschenken – die alljährliche The Killers- Weihnachtssingle am 1. Dezember hat seit nunmehr einem Jahrzehnt verlässliche Tradition.
Diese allesamt im Regal stehen dürften aber wohl nur die hartnäckigsten Fans haben. Weswegen sich weniger akribische Sammler und der Gelegenheitshörer durchaus über Don’t Waste Your Wishes freuen dürften – auch wenn die streng chronologisch voranschreitende Compilation vorerst nur digital veröffentlicht und der nachgeschobene CD-Release in limitierter Auflage erscheinen wird. Klar: (Weihnachts-)Songsammlungen wie Don’t Waste Your Wishes sind eben vor allem eine saisonale Attraktion, während Konsumenten der typischen (….) The Killers-Hits den Reigen wohl eher als skurrile Spinnerei abtun könnten.
Dabei ist die schwülstig gestikulierende Handschrift des Quartetts freilich zu jedem Zeitpunkt prägend, präsent und unverkennbar. Nur schwankt die Qualität der Songs allerdings nonchalant zwischen Totalausfall, Bagatelle und unverbindlich angedeuteter Schmissigkeit. Über weite Strecken wirkt das Material auf Don’t Waste Your Wishes gar schlichtweg wie wenig potente Ausschussware, die nur durch kleine Details mit dem Vorschlaghammer zur Christmas-Single umfunktioniert wurde und deswegen mitunter auch von der Stärke der anwesenden Gastmusiker abhängt.
Nur wenige Songs überzeugen zumindest soweit, um ihre Existenz abseits des guten Zwecks dahinter zu rechtfertigen: Die herrlich absurde Rockoper Don’t Shoot Me Santa mit Ryan Pardey etwa, oder die pathetische Pathos-Elegie Joseph, Better You Than Me, in der Elton John und Neil Tennant passgenau auftrumpfen dürfen. Auch der eine locker aus der Hüfte schunkelnde Texmex Balzgesang ¡Happy Birthday Guadalupe! mit Mariachi El Bronx geht ungeachtet der irritierend flirtenden Texte sofort ins Ohr.
Doch ansonsten gibt es im besten Fall mit Glockengebimmel verziert Egalitäten, die sich nur unbefriedigend in die vorhandenen Ansätze lehnen (A Great Big Sled mit Toni Halliday), nett-zahmen Beinahe-Soul (Joel the Lump of Coal mit Jimmy Kimmel) gefällig plätschernde, an sich gelungene Synthienummer mit Alibigitarre (Boots), plakativ ausgelassen tanzende Pseudo-Coontrynummern (The Cowboys‘ Christmas Ball) oder zärtliche kleine Popnummer ohne jede Langzeitwirkung (Christmas in L.A. mit Dawes).
Richtig schlimm präsentieren sich dann allerdings nur die letzten beiden Jahresbeiträge, in denen aus der spaßigen Idee längst ein mühselige Idiotie geworden ist: Ryan Pardey und Richard Dreyfuss machen aus Dirt Sledding ein zerfahrenes Monstrum aus Musicalkarambolage, Boogie Woogie-Nonsens, irgendwo zwischen Elvis, Queen und Meat Love – Humor war ja noch nie eine besondere Stärke der Band. Und I’ll Be Home for Christmas mit Klassenlehrer Ned Humphrey Hansen mutiert dann gar zum unnötigen Spoken Word-Langweiler mit angehängter 0815-Interpretation des Bing Crosby-Klassikers. Zwei Totalaufälle zum Abschied torpedieren die Songsammlung und werfen einen Schatten auf die weitere Zukunft der Tradition.
Aber nichtsdestotrotz: Don’t Waste Your Wishes ist ungeachtet seines Faibles für Geschmacklosigkeiten, wenigen charmanten Highlights und einem Gros an drittklassigen Songs, die qualitätstechnisch eben doch zu wünschen übrig lassen, eine an sich willkommene Sammlung, die man abseits seiner sozialen Ader grundsätzlich nicht zu ernst nehmen sollte. Ob die Compilation deswegen außer in treuen Fanhaushalten öfter als einmal pro Jahr rotieren wird, ist insofern auch kaum wichtig.
Kommentieren