The Joy Formidable – Wolf’s Law
Nichts deutet auf dem zweiten Album des walisischen Trios an, dass sich The Joy Formidable für ‚Wolf’s Law‚ in die Einöde der Ländlichkeit begeben haben. Zeugnis davon, dass sie als Vorband von Muse Stadionluft schnuppern durften knallt hingegen stets mit ordentlich Wums aus den Boxen.
Auf ‚Wolf’s Law‚ lassen The Joy Formidable ihre Muskeln spielen, als gäbe es keine naheliegenderen Anwärter für die dem Indie- und Alternative geöffneten Arenen dieser Welt. Gibt es nach den hier aufgebotenen 55 Minuten vielleicht auch nicht: bereits ‚This Ladder is Ours‚ schiebt dieses pompöse, orchestrale voran, dass auch Biffy Clyro immer wieder so gerne in ihren dicht gestrickten Bandkontext einbinden, bevor es an Hoohklines kein Halten mehr gibt, ‚Cholla‚ verbeugt sich dann gleich vollends ehrerbietend vor den Schotten. Noch prägender: die The Joy Formidable so gönnerhaft wie zweckdienlich in ihr Vorprogramm geholt habenden (,praktisch natürlich aktuellen, theoretisch aber frühen) Muse schlagen sich permanent weniger in den der fett rockenden Grundausstattung sinnvoll unter die Arme greifenden Synthiewällen nieder, als in den nach ganz großen Hymnen greifen wollenden Popmelodien, die in nahezu jeder Sekunde mit voller Wucht aus den Boxen knallen.
Ein wenig schade ist es dabei schon, dass The Joy Formidable bei all der neu gewonnene Lust am packenden Zubeißen im 90er-Andy Wallace-Gewand über die feineren und ausufernden Nuancen ihres famosen Debütalbums ‚The Big Roar‚ schlicht hinwegbrausen. Zumal die ruhigeren Momente hier (vielleicht aber auch gerade wegen ihrer exotischen Stellung) umso strahlender hervorstechen: wo ein ‚Bats‚ etwa mit bratzendem Bass und malenden Gitarren über die Tanzflächen stapft und alles mitreißt, dass zu dem exzessiven Jam und Doublebass-Finale (!) die Matte schütteln kann oder ‚Forest Serenade‚ in seiner Dramatik geradezu dreist und superb beim zweiten Editors-Album (‚Smokers Outside The Hospital Doors‚) abguckt, ist das wunderbare ‚Silent Treatment‚ eine selbstbewusste Einkehr zum Intimen, Sängerin Ritzy Bryan klingt anmutig wie Martina Topley Bird, die Akustikgitarre zupft sich friedvoll und erhaben auf der Veranda und für kurze Zeit klingt ‚Wolf’s Law‚ tatsächlich nach seinem Entstehungsort in der Einöde Noramerikas.
Wie schrullig ‚Wolf’s Law‚ letztendlich werden kann führt zuerst der so alberne wie energiegeladene Katzengesang ‚The Maw Maw Song‚ vor, der von seinem orientalischem Harfenintro bis zum exzessiv zwischen den Schwierigkeitsgraden pendelnden Rockmonsterjam samt Effektgitarrensolo und The Knife-Feeling umherschwirrt, praktisch wie so vieles hier eigentlich niemals laut genug gehört werden kann und so keinen Stein auf dem anderen lässt. Dass der gefeierte, dramatische Vorabtrack und Titelsong in all seiner Eleganz als Hidden Track verbraten wird, fällt dann irgendwie in die selbe Kategorie von charmanter Kauzigkeit. Gerade diese ist es neben dem Händchen für fulminante Melodien aber auch, die The Joy Formidable mittlerweile locker vor Unterstützer wie Muse oder ehemalige Leitbilder ala Blood Red Shoes stellt: die gesteigerte Massenkompatibilät steht den drei Walisern nämlich ähnlich gut wie Biffy Clyro und passiert dabei ebenso selbstverständlich, dazu bleibt die unterschwellige Ahnung, dass im so energisch kreierten Spielwitz von The Joy Formidable jederzeit weiterhin alles passieren kann. Die angespannten Muskeln, sie stehen dem Trio also beachtlich gut. Weil eben nicht jeder derart charmante Hits für die großen Arenen dieser Welt schreiben kann.
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