The Hives – The Death of Randy Fitzsimmons
„Rock’n’roll can’t grow up, it is a perpetual teenager and this album feels exactly like that“ sagt Howlin‘ Pelle Almqvist ganz richtig und meint damit praktisch Garage Revival Forever: The Death of Randy Fitzsimmons lässt die Hives eine überraschend lebendige Wiedergeburt feiern.
Der stilistische Fokus war nach dem ambitionierten, aber letztendlich missglückten The Black and White Album ja bereits mit der Wurzelbesinnung Lex Hives wieder gestellt. Doch erst eine über zehnjährige Pause hat die Batterien der Schweden wieder explosiv genug aufgeladen, um ihre angestammten Stärken mit dem nötigen Nachdruck und der spielfreudigen Power zu bedienen; um sich 26 Jahre nach Barely Legal wieder uneingeschränkt in der eigenen Komfortzone so knackig und zackig, energisch catchy und ohne jede Länge Spaß machend austoben zu können, wie es die Ansprüche an die Marke Hives voraussetzen.
Soll heißen: The Death of Randy Fitzsimmons klingt wie der Vorgänger, nur mit durch die Bank besseren Songs, stärkeren Highlights und ohne Ausfälle. Oder wie das Album, auf das man direkt nach Tyrannosaurus Hives vergeblich gewartet hatte (und das dann vielleicht auf den Erstkontakt enttäuscht, spätestens beim dritten Durchgang aber doch süchtig machend mindestens auf B-Seiten-Niveau der ersten drei Alben gezündet hätte).
Also ja, The Death of Randy Fitzsimmons (dessen konzeptuelle Hintergrundgeschichte zum Ableben des titelstiftenden, fiktiven Band-Masterminds man bei Interesse anderswo nachlesen kann) muß sich vielleicht vorwerfen lassen, formelhaft konzipiert zu sein und insofern auch Material zu liefern, dass man so ähnlich (und bei manchen Ideen sogar deckungsgleich) bereits besser von der Band serviert bekommen hat. Aber wirklich beschäftigen müssen sich die Hives damit eigentlich nicht, funktioniert ihr effektiver Idealismus doch endlich wieder beinahe optimal, denn wir hören hier eine Band, die absolut in ihrem Element ist und bekannte Tugenden auf ein Podest stellt.
Alleine schon der Rahmen der Platte gerät unwiderstehlich, wenn nach dem eröffnenden Vorab-Ohrwurm-Smasher Bogus Operandi das folgende Trapdoor Solution so dringlich wie exemplarisch bei sich selbst (v.a. von Outsmarted) klaut, dies aber eben mit so viel Hunger und ordentlich Feuer unter der Haube tut, dass es entwaffnend ist. Auf der anderen Seite führt The Bomb auf die Zielgerade des Albums mit einem eiligen Zug nach vorne pressend, eine Killer-Hook vorauskickend, um mit What Did I Ever Do to You? (eine obligatorischer Synthpop-Minimalismus in der Tradition von Find Another Girl – aber mit wunderbar bräsigem Panorama-Twist als opulenten Abgang) und dem noch einmal ein kräftig aufs Gaspedal tretenden Step Out of the Way als Finale ordentlich aufzutrumpfen.
Dazwischen macht The Death of Randy Fitzsimmons praktisch nichts falsch, sondern holt für die zusätzlich Stimmung auch noch ordentlich Handclaps auf die anachronistische, eklektische Party, nachdem Countdown to Shutdown mehr Groove ins roboterhafte Stakkato jenseits des Punk injiziert. Rigor Mortis Radio poltert also klatschend gen smoothem Iggy Pop und Crash Into the Weekend zum klassischeren Rock’n’Roll, derweil That’s the Way the Story Goes die Hände mit shakender Grusel-Gitarre zum sexy-dystopischen Twang tänzeln lässt. Stick Up flaniert mit Saxophon in Schwarz-Weiß-Pomp und Smoke & Mirrors joggt überschwänglich stampfend zur Sause und lässt dort jubilierende Endorphine los, bevor das stacksende Two Kinds of Trouble selbst banale Uff-Zack-Plattitüden durch seine eingängigen Akzente über die Standard-Kost hebt: einer der deutlichsten Hits unter so vielen, zumal die ganze Stafette an Single-Herolden nun im Album-Kontext auch merklich stärker aufgeht und auf einer Welle der authentischen Freude über die Simplizität der Erfolgsformel Hives reitet.
Deren Anzüge sitzen derweil auf der Beerdigung von Randy Fitzsimmons ebenso wie die scharfen Riffs und Rhythmen, anstatt sich in Grab zu schaufeln verpasst sich das Quintett eine veritable Frischzellenkur. Trendresistenz bedeutet hier eben authentische Motivation, und dass man heute wieder die selben Dinge und Tugenden an der Band mögen kann, in die man sich vor einem Vierteljahrhundert verliebt hat.
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