The Hellacopters – Eyes Of Oblivion
„Fuel Injected Action Rock, from Stockholm, Sweden„, oder gut abgehangener Hardrock für Pub, Garage und Glam-Tendenzen: The Hellacopters knüpfen mit ihrem Reunion-Werk Eyes of Oblivion nahtlos an, wo Rock & Roll Is Dead vor 17 Jahren aufgehört hat.
Seit damals ist bekanntlich viel passiert. Das nicht unbedingt essentielle 2008er-Cover-Album Head Off etwa, aber vor allem der Band-Split im selben Jahr – bzw. natürlich die Reunion 2016 mit dem Wiedereinstieg von Gründungsmitglied Dregen, dem Tod von Gitarrist Robert Dahlqvist 2017 sowie dem Drang der restlichen Kombo, trotzdem weitermachen zu wollen.
Abgesehen vom Wunsch sich nicht ausbremsen zu lassen scheint all das gefühlt allerdings eben kaum Spuren im Sound der Hellacopters hinterlassen zu haben, der wahlweise eh schon immer als großer eklektischer Anachronismus die Vergangenheit für die Gegenwart aufbereitet – und gerade rund um die 00er-Jahre zum zu einem der heißesten Zukunftskatalysatoren für den Rock’n’Roll über die Grenzen Schwedens hinaus wurden.
Eyes Of Oblivion ist jedenfalls eine durch und durch typische Hellacopters-Platte geworden, die ohne Überraschungen die Diskografie des Quintetts fortsetzt – zuverlässig, stylish und mit Klasse; den Baukasten mit verinnerlichten Formel dank der nötigen Spielfreude frisch aufbereitend. Soviel stellt eigentlich bereits der Instant-Ohrwurm und Opener Reap a Hurricane klar, der als flott-rockender Skandinavien-Heuler mit gniedelnden Gitarren, Stooges-Piano und schmissigem Verve exemplarisch motiviert und locker aus der Hüfte kommt: The Hellacopters erfinden weder sich noch das Rad in irgendeiner Weise neu, haben aber so viel Bock, dass alles andere egal ist – zumal die darauf aufbauenden 35 Minuten Kurzweiligkeit diese Attitüde locker stemmen.
Unbekümmert und ein ein bisschen rotzig, ohne hemmungslos oder exzessiv zu werden, (leider) ohne Punk im absolut sauber ausproduzierten Sound, sammeln die Stockholmer zehn abliefernde Nummern, stets das Quäntchen über dem Standard-Niveau. Songs wie das zügige, lockere am Highway aufs Gaspedal tretende Titelstück oder selbst die durch den Pub wirbelnde, ihre Hooks ausnahmsweise viel zu oft repetierende Schwachstelle A Plow And A Doctor machen auch ohne Promille unkomplizierten, simplen Spaß, während das Spektrum drumherum sich im Rahmen durchaus variabel gilt.
Mal begnügt man sich vor allem lässig und cool zu agieren (Positively Not Knowing besticht insgeheim aber mit den smarten, nie zu dick auftragenden Arrangements der Platte), mal bringt die Snare Handclaps in das immanente 70s-Feeling und lockert das Cheap Trick‚eske Repertoire mit einem Schlaghosen-Party-Singalong (Tin Foil Soldier). In The Pressure’s On lüftet die Akustik ein wenig durch und das fetzige, herrlich rauchige Try Me Tonight setzt ein Ausrufezeichen hinter das Comeback einer Band, die merklich älter geworden, aber mit dem Know How des Momentums weitestgehend zeitlos geblieben ist.
Ausgerechnet mit dem besten Song der Platte zeigen The Hellacopters dann aber, dass Eyes Of Oblivion vielleicht noch mehr Bandbreite vertragen hätte können: So Sorry I Could Die wirft sich als rumpelnd-klimpernder Soul-Crooner in die Posen, die (der hier kraftvoller als sonstwo im Albumverlauf auftretenden, wenngleich von einer gefühlvollen Horde an Backing-Ladies gestützte) Nicke Andersson mit Scott Morgan ansonsten bedient, und legt sich mit gepresster Leidenschaft in eine aus der Zeit gefallene, beschwörende Dramatik.
Mehr solcher Ausbrüche wären vielleicht nötig gewesen, um eine nüchtern betrachtet einfach verdammt ordentliche, enorm solide und unbedingt befriedigende Platte (die an dieser Stelle zwischen den Punkten liegend wohlwollend aufgerundet wurde) auch eine unbedingte Begeisterung und Euphorie hervorrufen zu lassen. Dennoch enteilen The Hellacopters etwaiger Konkurrenz immer noch, diesmal quasi aus dem Stand heraus, und geben so manchen Jungspunden auch abseits ihrer Heydays durchaus noch Lektionen vor.
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