The Fratellis – In Your Own Sweet Time

von am 20. März 2018 in Album

The Fratellis – In Your Own Sweet Time

The Fratellis haben längst alles gesagt, machen aber unbeirrbar auch ohne Relevanz weiter: In Your Own Sweet Time wird das unermüdliche Stammpublikum der zwanghaften Unterhaltungskünstler aus Schottland wohl freuen, abseits davon aber selbst hartgesottene Indie-Stadionrock-Fans nicht weiter kratzen. Selbst ein Mehr an produktionstechnischem Klimbim kann die dünne Substanz des Songwritings hier schließlich nicht mehr aufwiegen.

Was man den Fratellis auch auf ihrem mittlerweile fünften Studioalbum zugute halten muss: Die Schotten selbst scheinen immer noch einen unverwüstlichen Spaß am Verwalten der finanziellen Einnahmequelle zu haben, die ihre praktisch nie mehr zwingende Rockband längst primär (und weitestgehend abseits kreativer Ausdrucksformen darstellt). Zumindest deuten darauf die wenigen, nun ja, „Highlights“ von In Your Own Sweet Time hin.
Wenn sich etwa der nett schlängelnde – symptomatisch für die schnell vergessene Eingängigkeit des allgemeinen Songwritings hier stehende – Ohrwurm Starcrossed Losers an penetrante Synth-Streicher schmiegt, I’ve Been Blind im Refrain catchy hämmert, Sugartown eine Plastik-Referenz an den Motown-Sound imitiert, oder sich durchaus in Ordnung gehende Bagatellen wie Told You So gefällig im Hintergrund ausbreiten und mit einer nicht uncharmanten Harmlosigkeit vor sich herdüdeln. Melodien ohne nennenswerte können die Schotten halt weiterhin.

Selbst in diesen besten Szenen kommen die Fratellis jedoch nicht über einen enorm mediokren Genre-Durchschnitt hinaus und nerven daneben mit anbiedernden Exkursionen wie dem pseudo-funkigen The Next Time We Wed oder einem futuristisch-orientalisch angehauchten Advaita Shuffle: Über eine funkelnde Disco-affine Dancefloor-Pop-meets-überholten-Indierock-Produktion schielt das Trio über weite Strecken auf einen geschmacklosen Weg in die 80er, den sogar Mando Diao jüngst überzeugender (oder wenigstens konsequenter) hinbekommen haben. Das schier unendlich scheinende I Guess… I Suppose… bedient unter diesen Voraussetzungen den selben Squaredance-Rhythmus, den man von den Fratellis schon unzählige Male gehört hat, verzettelt sich aber in der skurrilen Ästhetik, wo die Voidz doch noch mutige Songwriter sind.
Überhaupt strapazieren die Fratellis mit einer Stafette an Ausfällen und Füllern hinten raus enervierend die Nervenstränge. Es lässt sich eben nur ein gewisses Maß an Beliebigkeit aushalten – In Your Own Sweet Time reizt es aus.

Weh tut das natürlich keineswegs. Doch die egale Langweile der Musik wiegt dafür schwerer als bisher bereits, sofern man nicht auf der Suche nach plakativen Endorphin-Schrammlern wie dem nebensächlichen Optimisten Laughing Gas ist.
Das Wettrennen der Irrelevanz gewinnen die Fratellis mit In Your Own Sweet Time damit gegen die aktuellen Auswüchse der Wombats und We Are Scientists knapp aber doch – der Mangel an hängen bleibenden Formatradio-Singles macht den Unterschied, verdeutlicht das Scheitern der grundlegenden Absichten der Schotten. Auf das optimistisch stimmen könnende Eyes Wide, Tongue Tied folgt damit das eventuell schwächste (aber bezeichnenderweise keineswegs das enttäuschendste) Album der Discografie: Ausgerechnet deswegen, weil die Fratellis dem Hörer nur noch in sehr überschaubaren Rahmen Spaß machen.

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