The Darkness – Last of Our Kind
Das Grundproblem von ‚Last of Our Kind‚ bleibt das selbe, mit dem bereits sein Vorgänger zu kämpfen hatte: Ihre besten Songs haben The Darkness bereits auf ‚Permission to Land‚ rausgehauen, seitdem stagniert die Formkurve auf nach unten verlagerten Niveau. Wer sich damit erst einmal abgefunden hat kann dennoch viel Freude am spritzigen Viertwerk der Band haben.
Justin Hawkins Stimme ist im vorausgeschickten, bierselig straight einen auf supermaskulin machenden ‚Open Fire‚ über weite Strecken nur an den vereinzelt ausgestoßenen spitzen Schreien zu erkennen. ‚Barbarian‚ verneigt sich mit Spoken-Word-Monolog-Intermezzi vor Iron Maiden–Epen; Textzeilen wie „Harbringers of Pain/ Edmund the Martyr cut down by a dane“ haben die ansonsten vorherrschenden Cocksucking-Fantasien zumindest phasenweise abgelöst, weswegen Hawkins selbst kurzerhand gutgelaunt das Subgenre „Educational Metal“ entwirft. Was nach Umbruch klingt, lässt The Darkness mit kleinen Feinjustierungen natürlich weiterhin unverrückbar in der bisher gefahrenen Schiene sitzen – diesmal aber eben doch auf das Wesentliche konzentriert, für bandeigene Verhältnisse regelrecht zurückgenommen inszeniert und alleine stimmlich nie so extravagant über die Stränge schlagend wie sonst; Schnapsideen wie Radiohead-Cover generierten ohnedies nur kurzfristig polarisierenden Buzz. Am Ende läutet ‚Last of Our Kind‚ also eine weitere Runde für Spandex-Gitarrensoli und schrittkneifenden Gesang ein, für breitbeinige Riffs und größenwahnsinnige Posen, Glam und Heavy Metal mit Mandolinen unter dem „Medieval Rock„-Banner ausgerufen und selbstredend keine falsche Bescheidenheiten, wenn es darum geht Ladies schwach zu machen und Männer dazu zu bringen sich in die Hosen zu scheißen.
Freilich wird ‚Last of our Kind‚ nicht so heiß serviert wie es angepriesen wird: Songs vom Kalibern eines ‚Love Is Only a Feeling‚ oder zumindest ‚One Way Ticket‚ schreiben die marktschreienden Briten schon lange nicht mehr. Wie schon sein direkter Vorgänger ‚Hot Cakes‚ ist der 2015er Wurf der Band nicht gut genug bestückt, um dauerhaft im Langzeitgedächtnis zu verweilen, läuft einmal aufgelegt aber auch ohne tatsächliche Ausfälle absolut souverän und routiniert: ihr Songwriting-Handwerk verstehen die Briten, haben zudem am Grad der Kompaktheit auf erfrischende Art gearbeitet. Nach dem starken Beginn rund um den Rush‚ig herausragendenTitelsong plätschert ‚Last of Our Kind‚ vor allem zuverlässig in der abgesteckten Wohlfühlzone von The Darkness, bevor die Platte hinten raus vor allem durch das luftige Trio aus ‚Mudslide‚, dem akustikgitarrengestützt nach vorne galoppierende ‚Sarah O’Sarah‚ und dem handclapsbefeuerten, countryesk schunkelnden Kansas-Tribut ‚Hammer & Tongs‚ nochmal ordentlich Meter macht. Dass The Darkness sich doch auch aus wirtschaftlichen Gründen wieder zusammengefunden haben dürften ist dank Momenten wie diesen irrelevant – das in Eigenregie von Dan Hawkins aufgenommene und via Crowdfunding finanzierte Viertwerk wirkt weitestgehend unverkrampft aus den exzentrischem Ärmeln der Rocker geschüttelt.
Nur das abschließende, an Def Leppard erinnernde ‚Conquerors‚ mit (nicht wegen!) dem strammen Gesang von Frankie Poullain wirkt dann etwas zu bemüht in seinem Bestreben ein epischer Feuerzeug-Arana-Closer zu werden, während ‚Mighty Wings‚ progressiv gemeint sein dürfte, aber allem nach Baustelle zwischen galligen Europe-Synthies und unausgegorenem Hardrock klingen, irgendwo auch nach einer leidlich geglückten Homage an Queen.
Womit sich jedoch in gewisser Weise auch ein Kreis schließt, sitzt mittlerweile doch Rufus Tiger Taylor für die Band an der Schießbude (bei den Aufnahmen zu ‚Last of Our Kind‚ war es noch die für kurze Zeit die Ed Graham ablösende Emily Dolan Davies) – wie es ist an der Vergangenheit gemessen zu werden kann der Sohn von Roger Taylor vermutlich nachvollziehen. Dass The Darkness nach ‚Hot Cakes‚ und ‚One Way Ticket to Hell…And Back‚ abermals zu einem gewissen Maß an sich selbst scheitern, scheint ihm den Posten jedenfalls nicht madig gemacht zu haben – und muss auch für sonst niemanden ein Hindernis sein, um unmittelbaren Spaß an ‚Last of Our Kind‚ zu haben, das seine Hausaufgaben hinsichtlich eines genreerprobten Unterhaltungswert auf kurzweilige Art gemacht hat. Mehr noch: wo The Darkness es wieder einmal mühelos schaffen sich in Sachen Artwork-Scheusslichkeit selbst zu übertreffen, pendeln sie sich kompositionstechnisch nicht nur endgültig auf einem erfreulich konstanten Qualitätslevel ein, sondern korrigieren die Formkurve gar wieder leicht nach oben.
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