The Darkness – Dreams on Toast

Jede der fünf Platten seit der Reunion 2011 hat geliefert und sogar damit kokettiert, das beste Album im zweiten Leben von The Darkness sein zu können. Dreams on Toast macht diesbezüglich jedoch ernst.
Roger Taylor übertreibt zwar (oder er kennt kennt Permission to Land und One Way Ticket to Hell… and Back einfach nicht), doch muss man der Queen-Legende bei deiner Einschätzung der Umstände aufgrund des achten Langspielers der Band um die Hawkins-Brüder (bei denen Rufus Tiger Taylor mittlerweile Ed Graham übrigens offiziell an langdienenster Schlagzeuger abgelöst hat) nicht erst auf halben Weg entgegenkommen: Dreams on Toast hat keine Ausfälle oder um Highlights gelegte Füller, dafür eine so hohe Quote an potentiellen Post-Reunion-Ohrwürmern wie keine andere Veröffentlichung der britischen Band seit (inklusive) Hot Cakes (weswegen man es sich auch leisten konnte, über die Hälfte der Tracklist vorab als Singles auszukoppeln). Sie kommt zudem mit vor Selbstironie strotzenden 33 Minuten Spielzeit ohne Längen aus und bietet dafür viel kurzweilige Abwechslung, bei der der Spaß im Vordergrund steht und niemand zuviel Tiefgang befürchten muss.
Oder: The Darkness haben mit der nötigen Ernsthaftigkeit das passende Album zu dem grandiosen Perry Shall-Artwork aufgenommen.
Auch der sleazy Hardrock zum Einstieg macht seinem hedonistischen Titel alle Ehre macht, stampft 15 Prozent mehr als nur „astronaut pirate movie star cool“ zu seinen Riffs und ist viel zu authentisch, um eine Parodie zu sein: „I’m a rock and roll party cowboy/ And I ain’t gonna read no Tolstoy“, bevor das klimpernd fetzende I Hate Myself das Saxophon für einen Instant-Hit auspackt, als wäre Mika der Frontmann der New York Dolls gewesen.
Das melodieselige Don’t Need Sunshine injiziert sich ein 80er Sitcom-Flair mit balladesker Randy Newman-Liebe und das assoziativ joggende The Longest Kiss gehört zu jener Sorte fluffig bouncendem Endorphin, das Muppets zum Tanzen bringen kann, derweil das superschmissige Walking Through Fire der ewigen „Die gibt’s auch noch?“-Verwunderung in Bezug auf die Existenz von The Darkness als Paradestück mit Humor und kompetent Rock jedweden Wind aus den Segeln nimmt.: „Our next long player/ Ooh, is coming out soon/ I’ll be honest/ I’m under the moon/ We’re only doing this cause it’s fun/ Don’t even think my mum bought the last one.„
Mortal Dread wäre dagegen als Middle of the Road-Highway-Nicker ohne seinen ansteckenden Refrain beinahe nur ein guter Standard, doch einzig das fast punkrockig attackierende The Battle for Gadget Land hätte sich zumindest seine übermotiviert als Rap-Varieté auftretende Bridge für das Gesamtwohl verkneifen können. Schließlich passt selbst das fast absurd überkandidelte Weekend in Rome als romantischer Kitsch mit Streichern im Hollywood-Format aus dem Rahmen fallend überzeugender in den Kontext – und zu einer Band, die das Album nach dem Album seinerzeit mit einem abstrusen Panflöten-Solo begann.
Zumal ohnedies jene Momente von Dreams on Toast am Besten sind, in denen sich The Darkness außerhalb der angestammten Komfortzone bewegen. Da stapft Hot on My Tail dann nämlich als folkigrockige Reduktion und kulinarische Beschwerde, um bis in den Rockabilly-Saloon zu klimpernd, und macht sich der superbe countryeske Schunkler Cold Hearted Woman mit gemütlicher Fidel einen reimenden Spaß aus der Erwartungshaltung an die Briten macht. Den einzig gravierenden Kritikpunkt stellt insofern der Umstand dar, dass sich die Bonus Tracks von Dreams on Toast auf über ein Dutzend verschiedene Versionen des Albums verteilen. Da muss selbst der loyalste Fan kapitulieren. Mit Ausnahme von Roger Taylor vielleicht.
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