The Damned Things – High Crimes
Ein Comeback, mit dem man nach knapp neun Jahren (mehr oder minder) Funkstille nicht unbedingt noch gerechnet hätte: Die Allstar-Kombo The Damned Things dreht mit High Crimes eine weitere Runde.
Damit es mit der Supergroup von Scott Ian (Anthrax), Joe Trohman und Andy Hurley (Fall Out Boy) sowie Keith Buckley (Every Time I Die) knapp eine Dekade nach Ironiclast weitergehen konnte, wurde Interims-Bassist Josh Newton bzw. der mittlerweile bei Volbeat beschäftigte Rob Caggiano durch Alkaline Trio-Bassist Dan Andriano ersetzt. Was man anhand eines dominanter, farblicher gewordenen Tieftöners im Gesamtsound hören kann: Der Poppunk-Appeal im knietief den 70s huldigenden Southern Hardrock ist mit seinen Alternative-Anleihen und Thin Lizzy-Referenzen doch ein klein wenig gestiegen – beispielsweise gleich im die Richtung vorgebenden Aushängeschild Cells.
Leider stellt der großartige Sänger Andriano sein Organ übrigens allerdings niemals als Zweitstimme zur Verfügung und damit in den sicherlich interessanten Kontrast zum enorm variablen (und weniger aggressiv als bei seiner Stammband) antreibenden, kaum brüllendem Buckley – eine Verschwendung, auch wenn Buckley seinen Ruf als einer der besten Frontmänner der Szene hier unterstreicht.
Ein Zusammenschluss der relativen Enttäuschung waren The Damned Things allerdings ja bisher schon, weil sie das vorhandene Potential auch auf dem Vorgänger nur suboptimal nutzten. Was sich vorerst also nicht ändert; vielleicht auch nicht ändern wird, so lange Trohman der hauptverantwortliche Songwriter der Gruppe bleibt und seinem Hang zu Harmlosigkeit in Summe zu gefällig und gleichförmig in den Mittelpunkt schweinischer Riffs und zackiger Grooves stellt.
Im Idealfall schauen dabei trotzdem richtig gewichtige Hits wie Invincible heraus, der seine Vorliebe für catchy Melodien ganz ungeniert mit dem Pop liiert, während Omen die Stoner-Essenz von Uncle Acid mit den schmissigsten Perspektiven von den Queens of the Stone Age über Marilyn Manson-Assoziationen artikuliert und mit spacigen Synthies anreichert. Carry a Brick ist dagegen eine turbulente Mischung aus The Bronx und The Sword mit schmissigen Refrain und inhaltlicher Buffalo 666-Nähe, während Young Hearts sich in Queen-Farben taucht.
Hier haben Damned Things allem Eklektizismus zum Trotz einen eigenen Charakter entwickelt und vor allem mit substanziellen Songwriting unterfüttert. Schade nur, dass dies nicht über die volle Distanz geschieht und High Crimes sein stärkstes Pulver nach knapp zwei Drittel verschossen hat. In weiterer Folge bedient die Platte ihre Vorlieben nämlich zu zwanglos und unverbindlich. Durchaus eingängiges, mit Schmackes arbeitendes Material a la Keep Crawling kommt nicht über den beiläufigen Standard hinaus. Anderswo rücken dagegen ohnedies gleich eher die schlechten Ideen in den Fokus. Etwa die aufdringlichen Cheerleader-Chöre und Handclaps im ansonsten zum bluesigen Ohrwurm aufplatzenden Something Good. Oder der packende, aber einfach viel zu oft repetierte Chorus in Let Me Be (Your Girl). The Fire is Cold startet hingegen mit einer energisch-thrashigen Power, entscheidet sich aber bald, lieber eindruckslos als Strohfeuer zu verpuffen. Und Storm Charmer vertändelt seine an sich spannungsgeladene Dynamik vom schleppenden Melancholiker zum archetypisch abgehenden Rocker als unausgegoren-zerschossener Ideen-Clusterfuck.
Dieser symptomatisch mangelnde Fokus und Biss zur Konsequenz bestimmt dann ganz allgemein den Charakter von High Crimes, gibt ihm aber auch die Freiheit, unverkrampft ans Werk zu gehen. Selbst abseits der Euphorie kristallisiert sich deswegen heraus, dass die durchwegs glaubhaften Statements der Band (Marke: Wir haben das Album nur zum eigenen Spaß aufgenommen) kein reines PR-Phrasengedresche sind, weil der ungezwungene Zeitvertreib, den alle Beteiligten hier ohne Druck demonstrativ zelebrieren, durchaus nachvollziehbar ist: Alles könnte, aber nichts muss.
Diese Lockerheit ist dann auch gleichermaßen Fluch wie Segen von High Crimes und macht The Damned Things zu einer Band, die vielleicht einfach nicht ideal als nebensächliches Fun-Projekt funktionieren will, abseits davon aber auch nicht existieren kann.
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