The Coral – Move Through the Dawn
Der Psychedelic-Grad wird wieder heruntergefahren, der griffige Song rückt retour in den Fokus. Ansonsten bleiben Überraschungen freilich aus: The Coral verstehen ihr Pop Handwerk auch auf Move Throught the Dawn mühelos.
Gerade vom direkten 2016er-Vorgänger Distance Inbetween – einer durchwegs interessanten Aggregatszustand-Umgewichtung – blieben mit etwas Abstand ja eher nur vage Erinnerungen der grundlegenden Ästhetik anstelle prägnanter Kompositionen oder handfester Eindrücke zurück. Mit ihrem (je nach Zählweise) zehnten Album wollen The Coral hier Abhilfe schaffen und setzen den Hebel deswegen an mehreren Stellen an: Beim grausam-erinnerungswürdigen Artwork etwa, auch dem ideal gewählten Releasetermin zur abklingenden Sommerwärme, vor allem aber natürlich dem Songwriting. Das installiert gleich über Eyes Like Pearls oder She’s a Runnaway eine wunderbar typische, zutiefst anachronistische Atmosphäre mit eingängigen Melodien und unverbindlichen Hooks, die sich über Schwelgereien wie dem akustischen Tablatanz Undercover of the Night, dem Merseyside-Pop des mit entschleunigten Disco-Beat arbeitenden Strangers in the Hollow oder märchenhaft-mystische Dreaming of You-Beinahe-Updates ala Eyes of the Moon scheinbar mühelos fortsetzt.
Zwar kommen selbst diese unaufdringlichen Highlights von Move Throught the Dawn nicht mehr in die Nähe der alles überdauernden Hits der frühen The Coral-Platten bis 2007 (respektive bis zum Ausstieg von Bill Ryder Jones), weil die Band tolle Ideen mittlerweile eher in die Gefälligkeit führt, als ihnen den letzten brillanten Geistesblitz_Kick verpassen zu können.
Was aber schon okay ist, wenn man sein Handwerk trotzdem derart versiert versteht, wie der immer noch butterweich intonierende Ian Skelly und seine zwischen Psychedelik und Folk tändelnde Bande, zudem gravierende Ausfälle (bis auf das zu monoton dahinlaufende Sweet Release oder das mit nervigen Refrain klopfende Love or Solution) in der mindestens soliden, zutiefst eklektischen Kunst weitestgehend ausspart.
The Coral verneigen sich aus ihrer 60s Perspektive diesmal eben trittsicher vor allem vor ELO und Jeff Lynne, kennen natürlich Fleedwood Mac und schielen mit Reaching Out for a Friend sogar zu den Beach Boys, plätschern unspektakulär durch eine betont unangestrengt an der Oberfläche glitzernden Sonnenplatte: federleicht und simpel, unverbindlich und angenehm, soft und unbekümmert, auch wenn der naive Übermut irgendwo auf der Strecke geblieben ist: „I follow the traces/ She moves on the sand/ Like echoes of laughter/ From a far away land/ Patterns she makes in the eyes of the moon/ When she’s dancing like a child in and out of tune“. Verdammt gut, dass es diese zuverlässige Band nach wie vor gibt.
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