The Church – Hypnogogue
Die so konstant tolle Diskografie von The Church wird wohl auf ewig im Schatten von Under The Milky Way stehen. Weswegen man nur zu leicht übersehen kann, dass die Australier mit The Hypnogogue wieder eine absolut befriedigende Ergänzung des Kanons aufgenommen haben.
Dass der insgesamt 26. The Church-Langspieler ist der erste seit 6 Jahren ist, trägt vermutlich dazu bei, dass er abseits loyaler Fan-Radaranlagen nur bedingt wahrgenommen wird. Doch das Momentum ist generell nicht das Ding von The Hypnogogue: die meisten Stücke fransen in der allgemeinen Ästhetik nur zu gerne aus, entlang einiger leerer Meter (wie das über retrofuturistischen Synth-Flächen gehauchte Acoustic-Mäandern Thorn) ist die oft mäandernde Platte mit insgesamt 65 Minuten Spielzeit zudem zu ausführlich ausgefallen, man will gar nicht zum Punkt finden, alles wirkt mit halber Energie eingefangen.
Dass die Texte im an sich zugänglichen C’est la vie sich gar aufdringlich an banalen Schüttelreimen bedienen, ist da aber schon eher ärgerlich.
In einer allgegenwärtigen Bowie-Ästhetik arbeitet das progressiv strukturiert mit neopsychedelischen Dream Pop- und Shoegaze-Schattierungen geprägte Songwriting schließlich primär im Dienst der Atmosphäre und übergeordneten Stimmung, die letztendlich mit anmutig aus der Zeit gefallener Grandezza und erkennbarer Signatur ein relativ konsistentes, wenngleich seine Highlights (die letztendlich auch für die Aufrundung bei der Punktebewertung sorgen) in der ersten Hälfte platzierendes Ganzes formt.
Da sucht Ascendence die epische Geste und das angenehm luftige Glanzstück I Think I Knew eine umsorgende Leichtigkeit in der Melancholie. Das wirklich schöne Flickering Lights nimmt sich am Klavier in die ätherisch pochende Zeitlupe zurück und das Titelstück flaniert mit subversiver Spannung sinister zur ausfransenden The Cure-Trance – und funktioniert im Kontext symptomatisch besser, als auf sich alleine gestellt.
Auch danach überzeugt die Rückkehr der Institution allerdings mühelos. Das klare Albert Ross lässt sich im folkloristischen Frühling treiben, Aerodrome ist eine schöne Jangle-Nostalgie und These Coming Days entwickelt dort einen vagen Drive, der wie die im Schlafwagen dösende Beinahe-Hymnik No Other You oder die im Delirium dösende Collage Succulent schon auf den grundlegenden MO schließen lässt: The Church spielen stets zwanglos und nonchalant um die Griffigkeit, nur wenige Stücke sind so prägnant auf die Hook schielend wie das Television‘eske Antarctica. Bis Second Bridge lose eine optimistische Aufbruchstimmung einfängt, verlangt es also ein wenig Auseinandersetzung, bis die unverbindliche Art von The Hypnogogue greift.
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