The Castellows – A Little Goes A Long Way
Die drei Balkcom-Schwestern Lily, Ellie und Powell machen sich mit ihrer Debüt-EP A Little Goes a Long Way bereit, um als The Castellows potentiell zu neuen Stars des Contemporary Country werden zu können.
Daher sich der Genre-Markt in absehbarer Zukunft wohl ein noch lukrativerer als ohnedies zu werden anschickt – als Indikator dafür kann neben den Auftritten von Reba McEntire und dem klampfenden Post Malone beim Super Bowl sicher auch die von wunderbar formulierten Schlagzeilen flankierte Country-Proklamation von Beyoncé gewertet werden – kamen die drei Geschwister aus Georgetown, Georgia wohl zu einem günstigen Zeitpunkt nach Nashville, um ihren Neo-Traditionellen Sound für das Formatradio schick machen zu lassen.
Die entsprechend schmucken Songs dafür haben The Castellows mit Ausnahme von (dem derzeit durch vielerlei Cover-Versionen eine Art Renaissance erfahrenden) Hurricane, ursprünglich 1981 ein Hit für Leon Everette und hier nun einen leichten dunklen Schimmer über der niedlichen Gefälligkeit tragend, allesamt selbst geschrieben: durch die Bank veritable kleine Ohrwürmer – mal mehr, mal weniger.
Der Titeltrack etabliert den entspannt zum Pop schunkelnden Country-Stil der Band angenehm eingängig, ohne, ungeachtet solch banaler Schüttelreim-Zeilen wie „I’m a little in the middle/
When it comes to love and hate“, irgendwie aufdringlich zu sei, und lässt es entlang der wirklich schön ineinander greifenden Harmonien, der netten Melodien und sofort greifenden Hooks nahezu nebensächlich erscheinen, dass das Material keinen wirklichen Tiefgang erzeugt.
Was auch, wie das vom Banjo geleiteten und auf einer flotten Rhythmussektion getragenen Heartline Hill demonstrativ vorgeführt wird, an der Inszenierung der Platte liegt: Das Instrumentarium bleibt stets inoffensiv hinter den Stimmen, die Produktion arbeitet glatt und sauber, hat keine Ambitionen auf Kontraste abseits der Unterstützungsarbeit – der Gesang kann meist in einer emotional kaum Schattierungen riskierenden Komfortzone einnehmen, doch ohne Spannungen oder Reibungen bietet dies eben auch ein latent langweiliges Ergebnis jenseits der Vocals.
Dass Produzentin Trina Shoemaker (die die Schwestern eher wie makellos arbeitende, abgeklärte alte Hasen aufnimmt, die keinen Ton weit nach 18- bzw. 20 jährigen klingen) sonst vor allem mit Folk und Americana zu tun hat, schlägt sich insofern negativ nieder, doch wird dies dem Erfolg, den das aufsehenerregende A Little Goes a Long Way dennoch sicherlich einfahren wird, jedoch kaum schmälern.
Dafür sind die Songs der EP durch die Bank, über die catchy Single No. 7 Road oder das bedächtiger angelegte Cowboy Kind of Love bis hin zum fiedelnden I Know It’ll Never End, eben allesamt zu entwaffnend, zu charismatisch abholend und ohne Aufwand auf in den Gehörgängen bleibend. Alleine wenn das kompakt gehaltene I Know It’ll Never End klingt, als hätte Zach Bryan einen smart rockenden Ohrwurm für Taylor Swift und ihre üblichen Themen geschrieben, hat es sich die Band durchaus verdient, eine breite Masse anzusprechen.
Wenn schon Mainstream-affiner Konsens, dann so: geschmackvoll, kompetent, authentisch – und mit dem Potential, sich nach dieser ersten Vorstellungsrunde durchaus noch von der Oberflächlichkeit entfernen zu können.
Kommentieren