The Callous Daoboys – Die on Mars
Wer den Witz hinter der Namensgebung der Callous Daoboys (Spoiler) zum Brüllen findet, hat wohl auch gute Chancen, den Humor der siebenköpfigen Band aus Atlanta auf Die on Mars generell zu teilen. Alle anderen können sich zumindest ambivalent am kompetenten, aber vorbildtreuen Metal/Mathcore der Platte aufreiben.
Nicht nur aufgrund des Wortspiels im Bandnamen erinnern die laut Linernotes hier nur zu sechst auftauchenden – aber mit zahlreichen Gästen aufwartenden – Buben und Mädels gewissermaßen an Test Icicles: Was diese für den Dancepunk-kompatiblen Screamo-Posthardcore der frühen 00er Jahre waren, sind The Callous Daoboys für die Szene um The Chariot, Glassjaw oder Every Time I Die. Und vor allem für das Vermächtnis von The Dillinger Escape Plan, aus deren Baukasten Die on Mars dann mit seinen Stakkatoriffs, technischen Finessen im Pit und unkonventionellen Melodie-Angeboten praktisch permanent entlehnt zu sein scheint.
Dazu sind The Callous Daoboys schlau genug ihre absolute Referenznähe kurzweilig zu halten, indem sie etwa Versatzstücke aus Pop, Jazz oder Alternative Rock in Nummern wie Flip Flops at a Funeral, dem orgelnden Cobra Winfrey oder Pure Schlock und Die on Mars (Sunspot) kippen, sich stimmlich gar an Jessey Lacey und Brand New anlehnen. Allgemein halten sie den Weirdo-Faktor im Songwriting betont hoch, ohne die Genre-Verdaulichkeit im kaum originären Epigonentum tatsächlich auszureizen und zünden damit ein durchaus knackig-zwingendes kleines Feuerwerk.
Einzig: Die humoristischen Texte wollen dazu so krampfhaft lustig, originell-edgy und crazy ausfallen, dass es einen Gutteil des nichtsdestotrotz vorhandenen Spaßes an Die on Mars verderben kann. Der Jump the Shark-Moment insofern die Spoken Word-Passage in Contrail Crucifix: „4 laps around the cult classic, you know we’ll never headline a show You go to/ We need you to buy our merch so we can eat, we need you to tell your Friends about us/ „There’s this brand new second rate heavy band, who can’t even play Their instruments“/ You’ll forget our name with nothing left to say, and we’ll call it quits in 2028 “. Es muß ja keine verkrampfte Ernsthaftigkeit zu den agressiven Austickern der Musik sein, aber die Grenze zur Selbstironie wurde schon smarter bewandert.
Die on Mars fühlt sich deswegen auch eher wie ein exzellent vorgetragener Insider Witz an, dessen Pointe (emotional) nicht greifen will.
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