The Bronx – Bronx VI
The Bronx spielen auch auf VI wenig überraschend The Bronx-Musik. Welche Erkenntnisse lassen sich in diesem (kaum begeisternden, aber absolut befriedigenden) Hoheitsgebiet-Schaulaufen also gewinnen?
Zuallererst ist da einmal die Bestätigung, dass The Bronx bei aller auch heute noch scheinbar mühelos abgerufenen Klasse ihre Heydays hinter sich haben, die Qualität der ersten vier Studioalben unerreicht bleibt.
Die ultimative Erkenntnis wird aber sein, dass VI für klare Fronten beim Klientel sorgen dürfte: Man kann The Bronx hiernach wohl selbst als bisher treuer Fan ebenso locker unter Ferner Liefen und einer der Vergangenheit nachtrauernden Egalität einreihen, wie selbst dann ohne verklärte Loyalität bestens von der Zuverlässigkeit der Kalifornier unterhalten sein, wenn das Quartett nüchtern betrachtet sein bisher knapp schwächstes Album abliefert.
Diese Wirkung liegt sicher auch daran, dass die Produktion von Joe Baressi zwar abwechslungsreiche Facetten ermöglicht, aber zu wenig aggressives, rotziges Adrenalin in sich trägt; ein bisschen zu sauber und zu wenig zwingend, fast harmlos auftritt. Nachzuhören etwa im nichtsdestotrotz bockstarken Superbloom, das auf der Überholspur mit metallischer Kante antreibt: So einen Song hätte die Band wie proklamiert tatsächlich auch vor knapp zwanzig Jahren schreiben können – nur wären damals, als die Band noch jünger war, aber eben auch etwa unter der verschwitzten Regie von Gilby Clarke stand, die geöffneten Ventile wie eine hereinbrechende Urgewalt aufgegangen, zu der man das Wohnzimmer auch alleinstehend zum Pit eskalieren hätte lassen wollen.
Dass Matt Caughthrans Gesang mittlerweile zudem ziemlich heiser und in Mitleidenschaft gezogen anmuten kann – daran ändern auch einige Pulitzer-verdächtige Texte (wie „With the horses come the flies/ With the secrets come the lies/ Will you chose to burn down paradise“) nichts – hat seine Spurren in der Gesamtdynamik der Platte hinterlassen. Über die tatsächliche Verfassung seiner Stimme wird derweil aber wohl erst das nächste Mariachi-Album ein kompetentes Urteil geben.
Vor allem aber ist da die mittlerweile wohl unumstößliche Tatsache, dass The Bronx abseits der Performance und Inszenierung aus kompositioneller Sicht ihre besten Nummern bereits geschrieben haben, und es auf VI ohne eklatante Instant-Klassiker (aber einer starken Basis) erstmals keinen Übersong gibt – obgleich die Band selbst das anders sieht. Ausgerechnet das von ihr favorisierte Watering the Well ist jedoch „nur“ ein solider Hardrocker im Midtempo samt veritabler Ohrwurm-Option.
Überhaupt funktionieren dieser und ähnlich schweinerockig ausgelegte Stücke diesmal eher als gute Standards. Gerade dass mit Jack of All Trades (den sein starker Mittel- und Endteil davor bewahren ein Durchhänger zu sein) und dem gut groovenden (aber trotz allem nicht symptomatisch betitelten) Participation Trophy zwei relativ unspektakuläre Routinearbeiten aus dem Album verabschieden, gibt der Platte einen ernüchternderen Beigeschmack, als nötig wäre. Das eigentlich aus dem Repertoire der Mariachi-Inkarnation geborene Mexican Summer schlängelt sich zuvor zumindest zu einem herrlich breitbeinigen Chorus.
Doch dafür trumpfen die punkigen Songs besonders zwingend und deutlich auf. Dass Neo-Drummer Joey Castillo bis vor kurzem noch das Repertoire der Queens of the Stone Age zu Tode geprügelt hat, macht sich in alleine schon im Opener White Shadow (einem eiligen Tempo-Riffer samt schmissiger Melodie und Solo) bezahlt, bevor im letzten Viertel mit (dem astreinen) New Lows sowie Breaking News zwei absolute Abrissbirnen brettern.
Dazu gesellen sich noch ein paar durchaus ein paar veritable Überraschungen, die den MO frisch halten. Etwa, wenn das beißende Curb Feelers den psychedelischen „Ahahaaaa„-Schimmer probiert, Peace Pipe gemäßigter mit „Ohohooo„s zum Stadion abbiegt und der Ausklang des Refrains doch wie eine Fortsetzung von Torches funktioniert, oder High Five gleich mit dem Call-and-Response liebäugelt. Dass Ken Horne und Brad Magers nun ihren Teil zum Songwriting beisteuern, macht sich also bemerkbar, ohne die Komfortzone der Band tatsächlich zu verschieben. Ob dieser Impuls für die Zukunft von The Bronx einen Paradigmenwechsel bedeuten wird, scheint deswegen auch eher unwahrscheinlich. Realistischer könnte die These sein, dass auch die nächsten Alben der Gruppe trotz einer qualitativ (seit dem eklatanten Abfall mit V wohl nur noch minimal ausgeprägten) rückläufigen Tendenz in ihrer Zuverlässigkeit bestens unterhalten werden.
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