The Body & Thou – You, Whom I Have Always Hated
Ein Da Capo für den puren Missmut: ‚You, Whom I Have Always Hated‚ macht nahtlos dort weiter, wo ‚Released from Love‚ im letzten Jahr die bitterböse Maßstäbe für unheilige Crust/Doom-Alianzen setzte. Das Doppel aus Thou und The Body zersetzt dabei abermals jeden Funken Freundlichkeit mit einem speienden Schwall aus schleppendem Hass.
Nicht jeder feiert den anhaltenden Triumphzug von Thou (dessen Zenit das auf Platz 3 der Heavy Pop Jahrescharts 2014 gelandete Meisterwerk ‚Heathen‚ markiert‘) und den Kooperationsmeistern The Body (neben Thou weiß vor allem The Haxan Cloak von deren Vorzügen zu berichten) dabei gleichermaßen ab: Nach Vic Chesnutt’s ‚Coward‚ covern die beiden Mächte auf ihrer zweiten gemeinsamen EP den Nine Inch Nails Klassiker ‚Terrible Lie‚ und ernten dafür nicht nur Lob.
Das mag man hören, wie man will, für schwache Nerven ist das Ergebnis allerdings definitiv nichts: Thou und The Body zerschießen die Synapsen mit einem grindigen Inferno aus schillernden Elektro-Effekten und stumpfer Rhythmik, die Gitarre reißt hinten raus ein psychotisches Solo im Untergrund an, tut dies mit hirnwütiger Schlagseite und provoziert den Sludge von seiner unerbittlichsten Seite im Industrialkorpus. Großes, beängstigendes Kino ist das. Furchteinflösend und kompromisslos.
Die beiden miteinander verschweißten Bands vereinnahmen das Original eben vollständig für sich und verleiben ihre Interpretation dabei nahtlos dem restlichen Sound-Schlachthof ein. Schon der brachiale Doppeldrum-Opener ‚The Wheel Weaves as the Wheel Wills‚ rührt von Thou domestiziert ein ungemütlich zischendes Noisemeer an, explodiert unmittelbar in brutalst hämmernden, stumpfen Kriegsschlägen, die in einen sludgigen Doom-Morast kippen. Irgendwann brüllt Chip King hysterisch hinter den SloMotion-Riffs in die Thou–Spielwiese, The Body prägen ab hier den Mittelteil mit den maschinell anmutenden Erkenntnissen, die ihnen ‚I Shall Die Here‚ hinterlassen hat. ‚The Wheel Weaves as the Wheel Wills‚ brodelt so als ein zähflüssiger Klumpen ohne falsche Freude am Leben, bevor Thou das Zepter wieder an sich reißen, ihren Kniff machen: den Song nahezu unmerklich entlang seiner Dichte und Geschwindigkeit variieren, intensivieren. ‚The Devils of Trust Steal the Souls of the Free‚ beginnt hingegen zielstrebig mit einem dieser Riffs, das anderen Bands im Spektrum von Doom bis Post Metal feuchte Höschen bescheren sollte und mutiert danach superkompakt, als würden die beiden involvierten Parteien sich gegenseitig zerfleischen.
‚Beyond the Realms of Dream, That Fleeting Shade Under the Corpus of Vanity‚ ist tonnenschwerer Rock’n’Roll am leidenden Ende der Apokalypse, der sich irgendwann in eine sich selbst sezierende Lauerstellung begibt – dagegen ist ‚He Returns to the Place of His Iniquity‚ in seiner unheimlichen Ambient- und Sample-Atmosphäre ein regelrecht versöhnliches Durchatmen. Freilich nur die Ruhe vor dem nächsten Sturm: ‚Lurking Fear‚ bolzt sich als Dampfwalze des Todes durch seelenfressende Zeitlupeneinstellungen, die plötzlich eintretende Einkehr platzt schnell wieder im manischen Beschwören heavy pochender Fegefeuer-Riffs auf, dazu in der Bestätigung: Thou sind ein weiteres Mal die tonangebende Band, The Body, wenn man so will, die glorreichen Steigbügelhalter für das beschworene Unwetter.
Danach braucht es zwangsläufig eine Erholungsphase – weswegen das wohldosierte EP Format auch das ideale Medium für diesen Blick in die Dunkelheit darstellt. Dass Thrill Jockey eine umfassende Compilation beider einzelnen EP-Veröffentlichungen vorlegt, ist dennoch entgegenkommend. Zumal sich anhand des nahtlosen (ineinander übergehenden) Flusses beider Veröffentlichungen am besten nachvollziehen lässt, wie atemberaubend die beiden zur Supergroup fusionierten Ausnahmebands miteinander harmonieren.
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