The Body & OAA – Enemy of Love
Zwischen mechanischen Power Noise Electronics und verflucht heulendem Drone Metal: Die Katalysatoren von The Body machen für Enemy of Love gemeinsame Sache mit dem kalifornischen Krawallschrauber OAA.
Die Frage, die jede neue Kooperations-Veröffentlichung von Chip King und Lee Buford wie einen drohenden Schatten vorwegwirft, ist bei allem Wohlwollen schon auch, wie gut es die jeweilige Partner-Partei wohl schaffen wird, den oft einfach zu eindimensionalen MO von The Body aufzuwiegen.
Im Falle von AJ Wilson zeigt sich nun (angesichts einer bisher nicht sonderlich spektakulären Solo-Vita durchaus überraschend), dass der als OAA firmierende Produzent durchaus die Gravitation erzeugen kann, um das Duo dahingehend – und gerade hinsichtlich der Artikulation der (Anti-)Rhythmen – mit den nötigen Impulsen schockzutherapieren, ohne dabei eine so radikale Neuausrichtung wie BIG|BRAVE unlängst zu provozieren: Stilistisch zwischen den elektrifizierten Noise-Maßstäben von Haxan Cloak und dem Full of Hell-Treffen One Day You Will Ache Like I Ache als Nachhall zu I’ve Seen All I Need to See (2021) positioniert, brütet Enemy of Love mit einer dreckig fiependen Heaviness wie ein nihilistisch zischendes Maschinen-Ambient-Album, dessen Kohärenz und homogene Synergie immer wieder griffig aus der Ästhetik aufzeigende inszenatorische Facetten in den Prozess einspeist, um individuelle Szenen zu erzwingen und so erinnerungswürdig fassbar wird.
Devalued impft das typisch schrille Hysterie-Geheule in eine Kampfzone aus übersteuert-verzerrten Drums, Gitarren und Schaltkreisen, deren pulsierender Suspence einer tickenden Zeitbombe mit Groove gleichkommt. Mit seiner Tribal-Percussion ist Pseudocyesis als Psychose nur wenige Meter vom IDM-Ausbruch entfernt, entscheidet sich dann aber doch lieber für das Gurgeln mit Feedback-Rasiermessern im masochistischen Glitch-Martyrium. Wenn am Ende die Nervenstrang-Fäden zusammengeführt werden, ist das auch ein Zeichen dafür, dass Enemy of Love kein Feind der vorausschauenden Planung, noch der kopflosen Impulsivität ist – auch wenn es sich oft anders anfühlt – zumal Hired Regard als alptraumhafte Club-Skizze noch weiter geht.
Fortified Tower ist praktisch Sunn O)))-Drone in einem unter Strom stehenden Kampf-Exo-Skelett und das zuckende Obsessed Luxury fordert am Snare-Kessel die Hypnose heraus. Für Conspiracy Privilege klingt es, als würde ein wattierter Presslufthammer sich wie Specht an Kristallgläsern abarbeiten, während die Sicherungskästen knistern und Funken sprühen, die Druckluftventile ächzten und fauchen und schnaufen – und ganz hinten dröhnt permanent die Industrial-Hölle.
Barren of Joy prangert sein diffuses Talfahrt-Motiv an hämmernde Beats und das unverkennbar kotzendes Röcheln von Dylan Walker (der ja jüngst mit Sore Dreams wieder aufgezeigt hat) für einen nihilistisch aus den Verstärkern blutender Morast, bevor Miserable Freedom als pumpende Future-Überholspuren einen Adrenalinrausch im Cyberpunk-Wahnsinn Wahnsinn zelebriert.
Schade nur, dass der ohnedies eher zerfahrene übergeordnete Spannungsbogen zu keinem befriedigenden Abschluss findet, weil Enemy of Love auf seinen letzten Metern schwächelt.
Ignorant Messiah könnte nämlich zwar eine House-Trance unter dem Laser-Gewitter sein, findet dabei aber nicht zum Punkt, wohingegen Docile Gift außer einem Subbass samt intensiver Monstrosität und noch einmal eindrucksvoll angespannter Muskeln nichts essentiellen mehr an den Tisch bringt: Es fehlt der finale Aha-Moment, der überraschende Twist oder der auflösende Klimax.
Das ist aber – wie das mittlerweile wohl langweilig werdende Grundsatz-Klagen darüber, dass Kings unvariable Schreie noch keiner Platte des Duos interessante Nuancen verliehen haben – Jammern auf hohem Niveau: The Body haben einfach (mit gewissen Schwankungen nach oben und unten eh immer schon) einen Lauf…und ziehen vielleicht ja manchmal auch ihre Kooperationspartner auf den nächsten Level, nicht umgekehrt.
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