The Black Keys – Delta Kream
Die Black Keys haben mit Delta Kream ihr beste Album seit zehn Jahren aufgenommen – nicht obwohl, sondern gerade weil es als Verneigung vor dem Mississippi-Blues (Junior Kimbrough, Big Joe Williams, Ranie Burnette, R. L. Burnside, Mississippi Fred McDowell und John Lee Hooker) ausschließlich Coversongs beinhaltet.
Man darf nur nicht den Fehler machen, das zehnte Studioalbum von Dan Auerbach und Patrick Carney direkt mit jenen Platten (gerade Chulahoma und The Big Come Up) zu vergleichen, die das Duo vor Attack & Release und ihrer Danger Mouse-Pop-Phase aufgenommen hat. Denn die damals aus dem Blues-Katalysator destillierte Energie, Angriffslust und Intensität hat Delta Kream in keinster Weise – dazu ist die Produktion der elf Nummern einfach viel zu sauber, gefällig und umgänglich; dazu ist der Umgang mit dem interpretierten Material über 55 Minuten einfach viel zu gepflegt.
Dass Puristen offenbar dazu neigen, Delta Kream deswegen gleich einen Gutteil seiner Authentizität absprechen zu wollen, ist jedoch Quatsch: Mag die Ästhetik auch einer Boutique-tauglichen Easy Listening-Annäherung an das Genre erfolgen, die ohne Pfeffer die Ecken und Kanten vermissen lässt, ist es schon mehr als nur okay, dass die Band ihre massenkompatibel gewordenen High End-Standards pflegt, anstatt wieder in der Garage zu schwitzen, weil hier trotz allem noch viel zu viel Gefühl im Spiel ist, um nur ansatzweise zum Pastiche zu verkommen. Die Black Keys können den Blues einfach, endlich auch wieder zeitlos, da können die Wurzeln ruhig poliert und frisiert sein, da braucht es gar nicht unbedingt den Dreck unter den Fingernägeln und ungeschliffene Verhältnisse.
Songs wie Crawling Kingsnake, Louise, Stay All Night, Walk With Me oder der seine melancholische Wehmut zurückgenommen streichelnde Closer Come On And Go With Me sind einfach ein entspannt und zurückgelehntes Schaulaufen, gut abgegangen und so relaxt wie unangestrengt aus der Hüfte kommend, der ideale Soundtrack für entspannte Sommertage, wenn die Wärme angenehm ist, und keine stechende Affenhitze oder drückende Schwüle herrscht.
Um den niemals spröde werdenden Sound nicht zu sehr einer gegebenen Gleichförmigkeit anheim fallen zu lassen, variieren die Black Keys die Dynamik jedoch immer wieder – auch, wenn man Delta Kream auf Sicht eher am Stück denn auf individuelle Highlights Hund selektiert konsumieren wird (und etwa aufgrund eines poltert-stacksenden, keine Impulse im beinahe selbstgefälligen laufenden Sad Days, Lonely Nights trotzdem so empfinden, dass die Platte als Ganzes ein paar auf Durchzug schaltende Meter beherbergt – da können die Musiker das noch so great finden, wie die hier und immer wieder auftauchenden Studiogepräche belegen.
Poor Boy A Long Way From Home rumpelt etwa mit flotterem Drive und lässt Gitarren beinahe verwegen von der Leine, ohne die Extase zu riskieren. Going Down South schippert im Falsett fistelnd und wird bald mit einer räumlichen Percussion ausgelegt, orgelt gar kurz ein bisschen soulig, während das zappelnde Coal Black Mattie pointiert eine knackige Coolness zeigt. Do The Romp zeigt einen verdammt lässigen Groove, aber auch, dass man emotional kaum etwas außer eine butterweiche Sehnsucht in die Platte investieren kann und muß, was schon klar geht, wenn Mellow Peaches mit massiverem Bass das Roadhouse-Flair von Delta Kream unspektakulär, aber über allen Erwartungen (und als altersmilde Erinnerung an die Heydays des Duos zwischen den Punkten liegend auch für eine verklärte Aufwertung sorgend) destilliert.
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