The Arcs – Yours, Dreamily,
Woran auch das The Arcs Debüt ‚Yours, Dreamily,‚ zwischen Tame Impala, Unknown Mortal Orchestra und Alabama Shakes verankert nichts ändert: Black Keys-Kopf Dan Auerbach war immer schon für Kooperationen und neue Projekte offen – solange sie zu seinen Konditionen passieren.
„Eine Band braucht Identität„, erklärt Auerbach im Rahmen seiner neuen Spielwiese, der vom Soloprojekt schnell zur vollwertigen Kombo herangewachsenen The Arcs. Das ist sicherlich richtig, auf dem Erstling seiner versiert zwischen den Stilen agierenden neuen Band umgemünzt allerdings eher rudimentäre Möglichkeit als feste Grundbedingung. ‚Yours, Dreamily,‚ ist nun nämlich – geteilte Credits hin oder her – mehr als alles andere eine Platte geworden, die eindeutig von Auerbachs Songwriting geprägt ist, seinen Soundvorstellungen und typischen Melodien so nahtlos folgt, dass eine Veröffentlichung im Rahmen seiner Solokarriere oder im Black Keys–Umfeld zwar durchaus den einen oder anderen Entwicklungsschritt übersprungen, aber keineswegs unlogisch geklungen hätte.
Denn auch wenn er über weite Strecken die New Yorker-Female-Mariachigruppe Mariachi Flor de Toloache an Bord holt und mit Leon Michels, Shins-Spezi Richard Swift, Homer Steinweiss und (Amy Winehouse’s Bassist) Nick Movshon nominell ein konstantes Kollektiv um sich scharrt, das mit Synthies, Bläsern und anderem Instrumentarium Möglichkeiten bietet, die über das schon längst geöffnete Korsett der Black Keys hinausgehen, bleiben alle Beteiligten doch eher Erfüllungsgehilfe hinter dem 36 Jährigen Sänger, Multiinstrumentalisten und Produzenten, schmücken eher die fest verankerten Grundstrukturen aus, als dass sie den Inhalt – und eben die Identität – von The Arcs prägen.
Die Trompeten in smoothen ‚Velvet Ditch‚ vermitteln deswegen genau soviel Jazz-Feeling, dass es den Hörer in keinster Weise fordert, das schlapfende ‚Everything You Do (You Do for You)‚ hätte in den Händen von Tom Waits vielleicht eine fiebrig-faszinierende Schlagseite bekommen. Nur die als unnötiger Tiefpunkt absolut ärgerlich aus dem entspannten Rahmen fallende Alibisingle ‚Outta My Mind‚ sucht dabei wirklich den Zug nach vorne zum Rock, selbst das straighte (aber ideenlos plätschernde) ‚The Arc‚ swingt mit unter den Eindrücken des Konsens-Westcoast-R&B.
‚Nature’s Child‚ oder ‚Put a Flower in Your Pocket‚ schippern in dieser Ausrichtung mit wattierten Drums und fluffigem Bass sogar direkt hinein in die bestens konservierte Neopsychedelik-Schiene, in der Tame Impala erst unlängst mit ‚Currents‚ eine Lücke hinterlassen haben – was The Arcs durchaus steht, aber eben eher zwangloses Können als bedingungsloses Müssen ist. Die Backingchöre und ‚Chains of Love‚ sind in ähnlicher Grundlage nur wenig mehr als reine Dekoration. Dennoch wird spätestens hier klar, dass Auerbach seine Liebe zu Soul noch deutlicher auslebt als selbst auf den letzten Black Keys Alben – was den Boxfan aber ausgerechnet in der Mayweather-Pacquiao-Kampfnummer ‚Stay In My Corner‚ auch ein wenig wie ‚Sound & Color‚ im unverbindlichen Schlafwagenmodus und ähnlich zahnlos wie den „Jahrhundertkampf“ selbst wirken lässt.
Durchaus symptomatisch für das Schaffen des Mannes aus Akron, der den Pool von ursprünglich 75 hierfür aufgenommener Songs zwar im Vorfeld drastisch auf 14 Stück beschränkte, aber inmitten einer exzellenten zurechtgestylten Produktion nur selten eine wirklich zwingende Spannung entfalten kann. Womit das Grundproblem des routinierten, niemals tatsächlich schlechten ‚Yours, Dreamily,‚ ein ähnliches wie jenes des kaum mehr besuchten ‚Turn Blue‚ ist, auch wenn es dessen Danger Mouse-Eindimensionalität aufhübscht und seine verträumte Farbenvielfalt über eine willkommene Unangestrengtheit artikuliert: Das The Arcs-Debüt präsentiert sich absolut geschmackvoll inszeniert und ist zu jedem Zeitpunkt mindestens angenehm zu hören – bleibt dabei aber auf eine unbefriedigende Art bestenfalls nett. Weil Auerbach längst stets eine immanente Harmlosigkeit in seinem Songwriting hofiert und darüber hinaus schlichtweg zu viel Easy Listening-Leerlauf in der potentiell besten von ihm als Musiker angeführten Platte seit langer Zeit zulässt: Vor allem hinten raus verliert sich ‚Yours, Dreamily,‚ in einem bedeutungslosen Dümpeln durch eine unaufdringliche Hintergrundmusik-Langeweile. „Is anything we do, ever gonna last?“ fragt Auerbach ausgerechnet hier.
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