The Antlers – Wheels Roll Home (Edit)
Ganze sechs Jahre nach dem brillanten 2014er-Highlight Familiars und auch schon drei nach Impermanence, dem 2017er-Solodebüt von Peter Silberman machen The Antlers also tatsächlich doch weiter: Wheels Roll Home (Edit) ist die erste Single der Band als Duo.
Dass sich der Ausstieg von Multiinstrumentalist Darby Cicci (der ja im vergangenen Jahr mit I Have Seen The Future: A Tour of the 1939 New York World’s Fair einen ganz wundervollen Soundtrack veröffentlicht hat) Spuren hinterlassen würde, war klar – es passiert nun auch annähernd so, wie es zu erwarten war. Der Trademark-Soundkosmos der Antlers hat sich grundlegend kaum verändert, dafür sorgt alleine die Stimme Silbermanns, aber an Reichhaltigkeit und mindestens eine faszinierende Ebene verloren.
Das zeigt sich spätestens am Ende von Wheels Roll Home (Edit), wenn die verblasste Erinnerung von Bläser-Arrangements – das Hohheitsgebiet von Cicci – in die Texturen zu schweben scheinen, dort aber ohne Prägnanz oder bleibenden Eindruck zu fordern so flüchtig verschwinden, als wären sie ohnedies nur Einbildung gewesen. Leider wird der Single damit auch ein befriedigender Klimax verwehrt.
Bis es soweit ist, wattieren Silberman und Michael Lerner ihren unverkennbar zwischen Ambient und Dreampop betörenden Indie-Slowcore-Folk nämlich unendlich versöhnlich mit liebenswürdig entschleunigt perlenden Gitarren und einem schwofendend-schmusenden Rhythmus, friedvoll und wärmend intim. Ein hoffnungsvoller Blick auf das Ende einer Abwesenheit, ein Heimkommen eben.
Wie absolut tröstend und heimelig ergreifend es ist, The Antlers endlich wieder aktiv zu erleben, ist dann eine ganz eigene Magie – in die Atmosphäre hier tauchen zu dürfen, ist eigentlich unbezahlbar. Doch es überrascht auch, wie zugänglicher strukturiert und catchy die versöhnliche Nummer ist – was auch daran liegt, dass die (zu oft wiederholte) Hook des gefühlt allgegenwärtigen Refrains wie in Trance immer wieder repetiert wird, gerade hinten raus.
Das Problem dabei ist jedoch nicht eine gewisse Monotonie, sondern eben, dass sich Wheels Roll Home (Edit) nirgendwohin entwickelt, nachdem der Song lange viel Zeit bekommen hat, um sich erst einmal zu finden.
Es scheint klar: Ohne Edit-Zusatz, also mit einem weniger abrupten Abgang und noch mehr Raum, um seine Tiefenwirkung über die 4 Minuten-Marke hinaus mit erlösenden Schattierungen zu entfalten, würde Wheels Roll Home sicherlich an Gravitation gewinnen und den Zauber der Antlers erschöpfender entfalten. Zumindest aber einen schlüssigen übergeordneten Kontext bräuchte das auf sich alleine gestellt in dieser beschnittenen Form unausgegoren wirkende, aber im Kern wunderschön bedächtig um sich selbst drehende Stück. Umso tragischer, dass sich das Statement der Band ohne Zweckoptimismus nur bedingt so liest, als wäre mit einem Langspieler alsbald zu rechnen.
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