The Antlers – Tide
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Tide entspringt eindeutige derselben ästhetischen Quelle wie I Was Not There und Rains, ohne aber (zumindest vorerst als weitere Standalone-Single) das tatsächliche Versprechen eines entsprechenden Album- oder Ep-Überbaus in den Mund zu nehmen.
“Tide is a retrospective song, identifying natural phases over the course of a lifetime. It’s an appreciation for powerful forces that follow their own uncontrollable rhythms, and an intention to navigate them more skillfully in the future.“ klären die Liner Notes über die (bitte nicht zu verwechselnde!) Nummer auf, die sich mit Zeilen wie „Staring out from the edge of erosion/ at what the tide took back/ Floating off where the moon meets the ocean/ Whatever I lack, well I’m not swimming out after it/ Time and tide wait for no one“ wie ein längst lieb gewonnener Instant-Liebling anfühlt.
Tatsächlich ist Tide sogar eine Art phasenverschobener Pop-Song, der die – auf den ersten Blick etwas irritierende, spätestens beim zweiten Durchgang aber sehr befriedigende Wirkung zeigende – Folktronica-Schiene der (zumindest) zwei Vorgänger-Singles aufgreift, nostalgisch verwaschen und melancholisch sehnsüchtig träumend aber tatsächlich eine Art latenten Alex G-Vibe entwickelt. Entlang der geloopten Synthies, Keyboards und Gitarren von Peter Silberman, die sich in zurückhaltendem Minimalismus um die hintergründig griffige Melodie schlängeln, werden die Vocals von einer entrückten Distortion verzogen, und Tide so auf sehr unwirkliche Weise wie eine aus dem Leim gehende Hymne wirkt, wenn der Refrain aus der Vergangenheit einer vergessenen Radiostation durch den Äther zu kommen scheint, die Eingängigkeit durch das fast jazzige Schlagzeugspiel von Michael Lerner kaschiert und am Ende ein Grower steht, der sich wirklich hervorragend mit I Was Not There und Rains versteht.
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