The Antlers – Losing Light

„In honor of rapidly dwindling daylight hours, we’re pleased to present the ‘Losing Light’ EP, a reimagination of four songs from this year’s ‘Green to Gold’“: The Antlers überraschen mit einer alternativen Zeitlinie.
Kurzformate der Antlers sind ja gefühlt immer ein qualitatives Roulette, zumindest ambivalent wahrnehmbar. Auch Losing Light fühlt sich dieser Tradition folgend auf den ersten Blick ziemlich redundant an; auf den zweiten aber wie eine lohnenswerte Perspektive darauf, dass Green to Gold auch ein weniger auf die reine Komfortzone bedachtes Album hätte sein können; und auf den dritten, dass der EP in Summe dann doch auch die vollständig ausgearbeitete Konsequenz fehlt, um ein wirklich essentielles Gewicht zu erzeugen.
Dabei bringt Peter Silberman den Charakter der 16 Minuten absolut akkurat auf den Punkt: „Once that story of Green to Gold was established, I became eager to reinterpret it as if unstuck in time: How would these songs sound if they were being reconstituted from memory 50 years from now, after decades of technological evolution, alongside analog and digital degradation? I began to consider how we reconstruct the past once we’re many years removed from it, with only scattered, decaying artifacts to reference. Following this premise of Green to Gold as if remembered from the distant future, we began to reassemble pieces of several songs in different iterations—the earliest versions and demos, pieces of the album versions, and newly-created recordings. To bring them all into the same world, we processed each of these elements in ways that would repeatedly age them backwards and forwards, as if being blasted into the past, then flung into the future.“
Genau so klingt es also, wenn Silberman (Vocals, guitar, bass, piano, organ and synthesizers) und Michael Lerner (Drums and electronic percussion) Solstice (oder zumindest dessen Ende), Volunteer, Green to Gold und It is What it is aus dem auf Nummer Sicher gehenden Wohlfühlstandard ausgliedern und die Perspektive vom Dreampop und Slowcore ein wenig weiter zum elektronisch angereicherten Ambientpop verschieben.
Der Titelsong beginnt auf der reduziert gezupften Gitarre, wie es auch Sufjan Stevens gefallen könnte. Der androgyne Gesang (beschränkt auf die Zeilen „There’s a light, light, light„) ist leicht verfremdet, der Rhythmus darf um ein verwaschen-kurbelndes Schlagzeug etwas beschwingter in die Melancholie gehen, bevor die Nummer als Klangfläche zu Volunteered tauchen, das erst alles bis auf den Gesang und ein elektronisches Kit zurückgeschraubt in andere Sphären schiebt, die sonst so hell hauchende Stimme von Silberman spöter gar bis in den digitalen Bariton hinunterverändert und mit ihrem organischen Selbst ein Duett bildet, während das schwelgende Wesen durch das verhalte Schlagzeug einen interessanten Kontrast bekommt.
Nach dieser besten, weil ausformuliertesten Nummer fällt das ästhetisch homogene G2g ein bisschen ab, holt es sich doch schließlich primär über die Atmosphäre seine Tragkraft. G2g liebäugelt mit entrücktem Triphop, das grundsätzlich treibende Schlagzeug wird phasenverschoben von den elegischen Keyboardflächen, dem traurigen Piano und der nachdenklichen Akustikgitarre ausgebremst und einem fragmentarisch skizzierten Remix gleich wird der Titel zum illusorischen Mantra. Auch Twas bleibt eher eine Idee, aber eine wundervolle, subversiv ergreifende, als hätte der Caretaker eine entschleunigte Fantasie von Low und A Whisper in the Noise in Szene gesetzt, in der die Gitarren, das Piano und die Melodie leicht dekonstruierte Rückblicke bleiben, unscheibar.
Das sind also keine keine radikalen Änderungen, aber das ursprüngliche Gefühl in ein anderes Licht tauchend die ansatzweise Vorstellung davon, wie das wunderbare Green to Gold per se durchaus spannender hätte werden können.
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