Texas – Texas 25
Weil Texas in den 2000ern entlang einiger kaum beachtenswerter Veröffentlichungen vom allgemeinen Radar der Popwelt verschwunden sind, verabreichen sie sich zum 25. Geburtstag die Truth & Soul-Vintage-Behandlung als Frischzellenkur.
Zum Jubiläum und in-Erinnerungen-schwelgen gibt es also nicht das handelsübliche Best Of für die Zeit nach dem Weihnachtsmarkt-Overkill, aber dennoch die Handvoll Hits, mit denen die Schotten um Sharleen Spiteri dem Pop einige durchaus umwerfende Geschenke bereitet haben – allerdings eben in überarbeiteter Version: gemeinsam mit der Truth & Soul-Schmiede haben Texas in Brooklyn acht alte sowie vier neue Songs aufgenommen und schließlich in Dan Auerbach’s Studio in Nashville den Feinschliff besorgen lassen.
‚Texas 25‚ übersetzt den 90er-Pop der Schotten nun also entlang der selben Retro-Atmosphäre, die auch Platten von Amy Winehouse, Sharon Jones oder Adele stützt, atmet den Soul der 60er und 70er, versucht das Vermächtnis von Motown zu beschwören: Überall tummeln sich sorgsam hingetupfte Vintage-Orgeln, Brass-Sektionen und beseelte Backingchöre, sanfte Streicher.
Diese luftig-beschwingte Neubearbeitung steht Evergreens wie ‚Say What You Want‚, ‚Black Eyed Boy‚ oder ‚Inner Smile‚ auf äußerst charmante Weise, obwohl sich genau genommen nur ‚Summer Son‚ mit einem funky verspulten Marsch tatsächlich etwas weiter von der ursprünglichen Ausgangslage entfernt und sich nicht nur in den wohligen Neo-Arrangements auruht. Vor allem funktioniert das aber, weil bei diesen Kompositionen das Songwriting an sich schon schlichtweg enorm stark ausgefallen ist, sozusagen ungeachtet der Aufarbeitung strahlt, die zeitlose Eleganz in den anachronistisch aufbereiteten Klangwelten nichtsdestotrotz noch einmal verstärkt wird. Weswegen eine Bagatelle wie ‚The Conversation‚ aber auf der anderen Seite auch von der wärmenden Überarbeitung kaum profitieren kann, während die vier neuen Stücke sich ohnedies als zweischneidiges Schwert entpuppen.
Das eröffnende ‚Start A Family‚ macht hinten raus mit großer Geste auf, wirkt aber in seinem Refrain schlichtweg zu schwerfällig, steif und behäbig, um berühren zu können. ‚Say Goodbye‚ variiert alte Ideen (der kaum zündende Nachzügler zu ‚Say What You Want‚?) zu einen nett-belanglosen Balladeneinerlei, ‚Are You Ready‚ funktioniert dagegen als durchaus sympathischer Singalong. ‚Supafly Boy‚ hat dazu einen netten Swing, kaschiert aber noch weniger als jeder andere Song, dass Texas mit dieser Veröffentlichung in erster Linie damit zu liebäugeln scheinen, sich mit alten Hits im Fahrwasser der allgemeinen Black Keys-Liebe im Bannkreis der Dan Auerbach-(Produktions-)Soundalikes (Nick Waterhouse, Valerie June, Dr. John) wieder in Erinnerung zu rufen. Dass sie damit ebenso gleichförmig klingen wie das Gros der aktuell derart gepolten Bands ermüdet da durchaus ein wenig.
Auch impulsive Kreativschübe ringt die wenig innovative aber eben unterhaltsame Neujustierung im Sound den Schotten nicht ab, dennoch wirkt das Septett (!) hier durchaus gelöster und weniger verkrampft agierend als zuletzt. Ob ‚Texas 25‚ sich im Nachhinein als letztes versöhnliches Aufbäumen einer längst ausgebrannten Kombo, als nett-belangloses Intermezzo zwischen den netten Belanglosigkeiten oder doch als revitalisierender Jungbrunner für Sharleen Spiteri und Co. erweisen wird sei deswegen vorerst dahingestellt: diese 44 kurzweilig dem Trendbarometer hinterherchechelnden Minuten sind auf unverbindliche Art eine durchwegs angenehmere Berieselung für den Hintergrund.
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