Terminal Nation – Holocene Extinction

von am 3. September 2020 in Album

Terminal Nation – Holocene Extinction

Seit 2015 wärmen sich Terminal Nation mit einer Handvoll EPs auf, nun ist ihr erster Langspieler Holocene Extinction der Funke, der das Pulverfass hochgehen lässt – wenn auch nicht so imposant wie erhofft.

Die Vorfreude auf das von 20 Buck Spin vertriebene Debütalbum war nach der langen Vorlaufphase und Beiträgen wie jenem auf Riffs for Reproductive Justice eventuell zu groß; die verdichtete Death Metal-Melange mit seinen Schattierungen aus herbem Crust Hardcore, der bis zum Beatdown und blastenden Attacken ausbricht, aber bisher eben auch verdammt zwingend.
An der grundlegenden Ausrichtung hat sich dafür auch wenig geändert, nur kann die Qualität des Songwritings die bisherigen Standards nicht mehr stemmen: Die dreckige, angepisste Ästhetik und der herrlich räudige Kloaken-Sound bleiben zwar weiterhin griffig hängen, dazu auch einzelne Textpassagen, die wie griffige Slogans jenseits des rauschhaften Gebrülls verständlich gesellt werden – etwa wenn es im chaotisch angetauchten Hochgeschwindigkeitskarussell Master Plan heißt: „The system is not broken/ This is exactly how it’s always meant to be“.

Doch ansonsten steht das Druckventil Holocene Extinction ohne allzu erinerungswürdige Riffs oder Hooks atemlos pressend offen, speit sein nihilistisches und apokalyptisches Gebräu zu oft ohne kompositionelle Prägnanz hinaus.
Cognitive Dissonance baut Spannungen mit grimmiger Dramatik auf, walzt dann wie ein malmender Hummelschwarm im Midtempo, bevor das starke Arsenic Earth thrashige Gitarren in die Napalm Death-Schule bringt und das Tempo immer wieder ausbremst, um dann umso aggressiver aufs Gaspedal zu treten und ein kaputtes Solo in der schwarzen Himmel zu schicken.
Damit ist der MO unmittelbar etabliert, doch eingeworfene Facetten halten den Rabatz weitestgehend abwechslungsreich und hungrig. Das nuancierte Titelstück bietet etwa Gangshouts und Revenge lacht manisch stampfend dem Wahnsinn ins Gesicht. Der Fleischwolf Thirst to Burn verschlingt alle Saiten im Geknüppel von wenigen Sekunden und der doomige Beginn von Orange Bottle Prison verehrt Bolt Thrower sowie diffuse Soli und den Slam-Flirt im Pit. Nachdem sich die Radikalität mit Leather Envy trotz chantender Facetten langsam abzunutzen beginnt, kommen noch auslaugende Impulse ins Spiel – das Instrumental Expired Utopia badet im Drone und  der psychedelischen Zeitlupe, tut dem Albumfluß als Raum schaffende Atemnpause so unendlich gut, bevor das mystische Flüstern im sinistren Death for Profit als malmende Punk-Slow-Motion wieder nach etabliertem Standard aufdreht.

Hinten raus lässt Holocene Extinction mit seinem zähflüssigen Finale nach nur 35 Minuten dennoch immer mehr auf abstumpfenden Durchzug schalten, ohne das Wohlwollen zu verlieren: Terminal Nation bleiben eine kleine Naturgewalt als bitterböse (wenngleich eher allgemein formulierende) Chronisten unserer Zeit, überzeugen auf ihrem Langspieler-Einstand jedoch paradoxerweise ausgerechnet atmosphärisch – Little Rock bleibt so oder so offenbar ein guter Nährboden für Bands.

Print article

Kommentieren

Bitte Pflichtfelder ausfüllen