TENTS – Under My Wings
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Wir laufen auf einem mittelgroßen Fährschiff Richtung offenes Meer aus, es ist Nacht. Zu diesem Szenario könnte das Mini-Album Under My Wings der Tents, erschienen auf Numavi Records, einen Soundtrack bieten. Oder wir assoziieren irgendetwas mit Flügelschlägen, hier bahnt sich etwas an, etwas Schönes.
Wenn Post-Punk Finesse auf graue Lyrik-Schwaden trifft dann könnte daraus eine Sound-Verlobung à la Joy Division resultieren. Tut es. Die Orgelklänge, die Synthesizer, die mal wärmen, mal störrisch sind, der Bariton, der die reduzierten Lyrics wiedergibt, die böse akkurate Gitarre und das klirrend simpel scheinende Schlagzeug ergeben ein kleines Festmahl, das an Gehörtes erinnert, sich aber dann doch davon schlängelt um etwas Neues und Frisches zu sein: Bon appétit!
„We’re the chosen ones„, singt Gitarrist Clemens Posch bei Landscaper und wir können nicht weghören, gleich setzt der Song mit großer Tiefe wieder ein, und wir atmen ruhig ein und aus. Ahouse ist da schon etwas energischer und treibender, eher eine Karussellfahrt als eine Meditation. Träume und Synästhesie wünscht man sich zu diesem Song.
Bei Paper Lace ist die minimalistische und verfremdete Atmosphäre vorherrschend, gleich einem Spitzentischdeckchen aus Papier das einen Totenkopf ziert. Anemone die Single-Auskopplung des Mini-Albums ist eine Mini-Symphonie aus traum- und zeitverschobenen Welten, tanzbar und eingängig.
Als letzte Nummer gibt Selector den Rausschmeißer mit Tamburin und Rhythmus: „Mother Mary, give me mercy„, wir finden die Tents hervorragend, heute kann man sie live im Wiener WUK sowie am 17.12. in Linz als Support für die ebenfalls wunderbaren Vague hören und sehen.
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