Tennis – Pollen
Mit Tennis hinein in die Romantik eines zeitlosen Sommers im anachronistischen Flair samt bittersüßer Note: „You point to the trail where the blossoms have fallen/ But all I can see is the pollen fucking me up.“
Dass Alaina Moore und Patrick Riley 2017 mit Yours Conditionally sowie dessen das Flair der 80er mittels moderner Ästhetiken artikulierenden Indie Pop-Ohrwürmer in einer breiteren öffentlichen Wahrnehmung ankamen, und ihren Status als so geschmackvolle wie zuverlässige Lieferanten einer scheinbar niemals versiegenden Hook-Anmut mittels Swimmer drei Jahre später sogar relativ mühelos festigen konnten, hat ihrem sechsten Studioalbum nun endgültig die Selbstbewusstsein gegeben, das bisher sorgsamst ausproduzierte Tennis-Werk zu werden, hier und da sogar Muskeln zu zeigen: die Rhythmen haben oft mehr Schmackes (ohne deswegen je aufdringlich zu werden oder in den Club zu wollen), die Gitarren dürfen in der luftig-leichten Atmosphäre gar hin und wieder dezent braten, der Sommer hat Vertrauen in sich selbst.
Oder: Pollen ist ein durch und durch typisches Tennis-Album, jedoch in den Feinheiten des betörenden Signature Sounds anhand ein paar wenige, jedoch akzentuiert nachgestellte Stellschrauben frisch und verführerisch einnehmend – dazu charismatisch und sympathisch wie eh und je.
Tatsächlich gelingt dem Duo so über weite Strecken gar sein bisher bester Langspieler – mit 35 Minuten Gesamtspielzeit einmal mehr das Ass der ebenso kompakten, wie stimmungsvoll weitschweifenden Kurzweiligkeit schlagend.
Forbidden Doors schmiegt sich abgedämpft-entspannt groovend an den Soft Rock einer relaxten Yacht, lässt sich als Ohrwurm sanft treiben und geht unendlich warm, angenehm und geschmackvoll im Sound auf. One Night With the Valet klimpert verträumt schwofend und Hotel Valet plätschert kontemplativ um seinen markanten Bass und seine Keyboard-Tupfer.
Die zweite Hälfte von Pollen kann danach nicht ganz mithalten, so konstant gefühlvoll das auch in musikalischer und gesanglicher Hinsicht zu jedem Augenblick sein mag – doch wird das Geschehen mit Fortdauer weniger eindrucksvoll.
Abseits der psychedelischen Schwaden des sommerlich leichten Never Been Wrong und dem schön in der Intimität gezupft-perlenden Epilog Pillow for a Cloud, der sich behaglich auffächert, laufen gerade Paper und Gibraltar zu gefällig und reibungslos durch, was Pollen als Ganzem weniger Nachhaltigkeit gibt, als verdient wäre.
Wie so oft sind es bei Tennis sind es jedoch ohnedies die einzelnen Instant-Hits, die herausragend bleiben werden: Glorietta poltert weich mit Acoustic Gitarre und Let’s Make a Mistake Tonight pumpt weich, ohne wirklich zwingendes Momentum zu entwickeln, mit latenten funky Licks, als Dream Pop-Fantasie, in der Mitski Japanese Breakfast im Beach House serviert, bevor der grandiose Pollen Song mit seiner verführerischen Hook entwaffnend tänzelt, unkaputtbar auf Heavy Rotation läuft: einfach wunderbar!
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