Temples – Sun Structures
Temples aus Kettering, Northamptonshire schüren rund um die vorausgeschickten Hitsingles ein tief im Psychedelic Rock der 1960er verwurzeltes Debütalbum voller nebulös schillernder Melodien, das zwar zeigt welche Platten die Jungspunde im Regal stehen haben, allerdings auch die Frage offen lässt, welche Eigenarten sich das Quartett selbst zu gönnen gedenkt.
Gleich vorab: unter den 12 Songs auf ‚Sun Structures‚ befindet sich kein wirklich schwacher Song, auch wenn ‚Move With The Season‚ und der Vorbote ‚Colours of Life‚ wenig nachdrücklich und ziellos strawanzen, ausgerechnet der sechseinhalbminüter ‚Sand Dance‚ dazu seine Längen aufweist und ‚Sun Structures‚ im Gesamten ohnedies – wenn nicht wohldosiert konsumiert – schnell übersättigen kann. Zumeist ist das hier aufgefahrene Neopsychedelic-Gemisch aber ähnlich eingängig und in den hookline-intensivsten Momenten ebenso chartstauglich wie das die Vorabsingles ‚Shelter Song‚ (alias ‚Day Tripper‚ 2.0), das stampfend aufblühende ‚Keep in the Dark‚ oder das sich feierlich drehende ‚Mesmerise‚ so versiert in Aussicht gestellt haben.
‚The Golden Throne‚ swingt etwa leichtfüßig mit antiquiertem Orgelsound und nostalgischen Streichern durch die Straßen der britischen Insel, der Titelsong poltert als kleiner Bruder der Wolf People dahin und das tolle ‚Test of Time‚ stellt sein Hymnenpotential beinahe zu sehr in den Dienst der restlichen Optik: frühe Pink Floyd haben hier ebenso ihre Spuren hinterlassen wie The Zombies oder The Byrds.
Wenn sich James Bagshaw, Thomas Warmsley und ihre Helfer nicht zu sehr in leerlaufendes Schwadronieren verlieren (was über eine Länge von 54 Minuten durchaus vorkommt), dann haben Temples durchaus schmissige Melodien auf Lager und verpacken diese geschickt als reverbschwangere, fuzzgetränkte Hits, stilecht im niemals zu simpel gestrickten 60s-Outfit. Kein Wunder also, dass Johnny Marr oder selbst ein alter Nörgler wie Noel Gallagher seine Liebe zu den bis ins letzte Detail authentisch rekonstruierten Retro-und Vintage-Songs der Band kundtut, während der imposante Beatles– und T.Rex-Altar hinter Räucherstäbchenschwaden hell leuchtet.
Was dann aber auch das eigentlich Problem von ‚Sun Structures‚ ist: Temples haben ihre Vorbilder ästhetisch und klangtechnisch akribisch studiert und tragen die Handschriften ihrer Idole mit ordentlich Verve vor sich her – vergessen dabei aber neben dem durchgängig im Nebel hängenden Ohrwurmcharakter eigene Duftnoten zu setzen und ihrer catchy Epochenverbeugung etwaige Alleinstellungsmerkmale zu verpassen. Wo also (die weniger songorientierten) MGMT, (die noch markantere Hooks ausstreuenden Sonnenscheine) Foxygen, (die poppigeren) The Coral, (die schrägeren) Dungen (das verwaschenere) Unknown Mortal Orchestra oder (die durchwegs eigenständiger agierenden Impulsgeber) Tame Impala sich stets ein gesundes Maß an Eigenständigkeit erarbeitet haben, geht ‚Sun Structures‚ als beinahe gesichtslos auftrumpfender Anachronismus durch.
Sicher: die unfaire Frage was das Songwriting hier ohne den Sound wert wäre (Huhn oder Ei?) stellt sich für ‚Sun Structures‚ natürlich ebensowenig wie jene, inwieweit sich die 2012 gegründete Band aus sorgsam gestylten Schlacksen hiermit bloß an boomende Trends hängt – denn das sollte angesichts der vordergründig im Sommer rotieren wollenden 12 Songs kaum mehr eine Rolle spielen (wenn sich ‚Sun Temples‚ denn entgegen der Erwartungen bis dahin nicht erschöpft hat). Ein gelungenes Revival, das den Gestus der Vergangenheit durchaus vielversprechend kopiert. Und wahrscheinlich ist es ohnedies genau das, was Temples wollen: in eine Playliste bestehend aus 1966er-Songs der zweiten Reihe geschummelt würde in Unkenntnis der Platte wohl kaum jemand das Duzend von ‚Sun Structures‚ anstandslos herauspicken können.
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