Team Sleep – Woodstock Sessions Vol. 4
Der Eintritt in das dritte Quartal 2015 könnte der Startschuss zu einem wahren Veröffentlichungsmarathon für Chino Moreno werden: Während das achte Deftones Album bereits in den Startlöchern scharrt, bringt der 42 Jährige auch seine seit fast einem Jahrzehnt ruhende Spielwiese Team Sleep wieder in Position.
Wir erinnern uns: Bevor Moreno mit Palms Post-Metal-Supergroupambitionen unter Beweis stellte und mit ††† seiner Liebe für elektronische Ohrwürmern nachkam, legte er mit Team Sleep überhaupt erst den Nährboden für derartige Projekte abseits des Mutterschiffs Deftones. Die Veröffentlichunggeschichte des selbstbetitelten Debüts, dem ersten und bisher auch einzigen Album der mittlerweile leicht umbesetzten Band (Zach Hill hat keine Zeit mehr, weil die zu Grabe getragenen Death Grips ja immer noch ordentlich Zeit verschlingen – mit Ex-The Dillinger Escape Plan/ Marilyn Manson Drummer Gil Sharone hat man sich aber fähigen Ersatz besorgt) war dabei rund um dutzende geleakte Demos, einen immer weiter hinausgezögerten Neustart sowie nicht genutzte Gastbeiträge von Mike Patton und Melissa Auf der Maur allerdings eine reichlich turbulente Geburt. Dass die letztendlich veröffentlichten zwischen Alternative Rock, Dreampop und Trip Hop treibenden 15 Songs der Platte nicht allerorts mit überschwänglichen Kritiken aufgenommen wurden, dürfte aber spätestens mit einer Dekade Abstand den damals fast schon mythisch in die Höhe getriebenen Erwartungshaltungen zuzurechnen sein.
Wer möchte darf die Probe aufs Exempel diesbezüglich anhand der vor soundtechnisch einwandfreier Livekulisse an zwei Tagen im Oktober 2014 in den Applehead Recording Studios aufgenommenen ‚Woodstock Sessions Vol. 4‚ wagen, bieten Team Sleep entlang von 39 mit eineinhalb Beinen in genau dieser Vergangenheit stehenden Minuten doch zumindest eine ideale Standortbestimmung dafür: ‚Your Skull Is Red‚ (hat ein wunderschön wärmendes Intro spendiert bekommen, gewinnt durch Sharones Drumming an Präsenz und transzendiert bis zu einem spitzen Schrei trotzdem eine verträumte Härte), ‚Ever (Foreign Flag)‘ (bewegt sich lange relativ nahe am Original, fächert sich dann aber exzessiv auf beinahe die doppelte Spielzeit auf), ‚Princeton Review‚ (Chino übernimmt die Leadvocals von Rob Crow in dieser körperbewussteren, brillant atmosphärisch funkelnden Interpretation), ‚Blvd. Nights‚ (erst friedfertiger erscheinend trommelt Sharone den potentiellen Deftones-Hit fast zu ambitioniert nieder) und das nachdenklich postrockige ‚Live from the Stage‚ kennt man allesamt von ‚Team Sleep‚ – vor allem letzterem hört man aber die Evolution in den Arrangements an.
Generell nutzen Team Sleep die Möglichkeit ihre vertrauten Songs ausführlicher zu erkunden, übertreffen die 2005er Originale sogar beinahe in jedem versuch, kiffeln bei dieser Gelegenheit aber auch ein paar der unzähligen Rohdiamanten aus den Anfangsjahren der Combo auf: Das instrumentale ‚Formant‚ schwänzelt um eine melancholische Pianominiatur und forciert hier den Rockgehalt hinter der schönen Melodieführung deutlicher als in den bekannten Demos, kommt aber nach wie vor nicht richtig zum Punkt; ‚Death by Plane‚ ist ebenfalls eine unverbindliche, traurige Schwärmerei geblieben.
Da wird einem mit einem Schlag wieder bewusst, wieviele ungenutzte Pfeile diese Band noch im Köcher parat hätte – eigentlich unfassbar. Zumindest phasenweise haben Team Sleep die Augen aber sogar schon auf die Zukunft gerichtet: Die ätherische, gerade einmal 73 Sekunden lange Gitarrenlandschaft ‚No‚ ist im Grunde zwar nur ein Bindeglied zu ‚O.P.‘, einem düster mit viel Wirbel stapfenden Dreamdoom-Experiment, das sich wie ein Update zu ‚Formant‚ verhält, aber in beiden Fällen eben auch wieder: Die Grundrisse von potentiell starken Team Sleep Songs, in denen man sich im druckvollen, weitläufigen Klangraum (das Publikum ist wie bei der derartigen Sessionmitschnitten üblich nur sehr dezent zwischen den Songs im Hintergrund auszumachen) förmlich verlieren mag. Unbedingt neue Erkenntnisse bieten Team Sleep damit nach 10 Jahren Plattenpause zwar nur wenige, die wichtigste ist allerdings ohnedies jene, dass die Band um Chino offenbar über die Jahre des Winterschlafs noch einmal gewachsene ist – und zudem eine Reihe an (EP-)Veröffentlichungen in Aussicht gestellt hat (darüber herrscht bei Pledgers gerade noch Unklarheit), als deren erster Vorbote ‚Woodstock Sessions Vol. 4‚ großes verspricht.
[amazon_link id=“B00ZGLZ1DY“ target=“_blank“ ]CD auf Amazon[/amazon_link] | [amazon_link id=“B00YZA15Y6″ target=“_blank“ ]MP3 Download auf Amazon[/amazon_link]
Leave a Reply