Tayla Parx – We Need to Talk

von am 3. Mai 2019 in Album

Tayla Parx – We Need to Talk

Contemporary R&B im Einflussbereich von Electropop, Trap und Pop Rap: Die 25 Jährige Songwriterin Tayla Parx stellt ihr Können auf We Need to Talk erstmals offiziell in den eigenen Dienst.

Man kennt Taylor Monet Parks eigentlich längst, weil Ariana Grande, Khalid, Jennifer Lopez, Jason Derulo, Mariah Carey, The Internet oder Chris Brown von ihr geschriebene Songs interpretiert haben. Auch mit Demi Lovato oder Rihanna hat die Texanerin bereits zusammengearbeitet und dem einen oder anderen J-Pop-Megaseller diverse Singles serviert. Keine Frage: Tayla Parx weiß, wie man Hits schreibt, was der Zeitgeist im aktuellen Formatradioprogramm braucht, um aus eingängige Hooks und schmissigen Melodien zwingende Ohrwürmer zu erzeugen.
Was nun – gewissermaßen als Bestätigung nach der jüngsten Tour im Vorprogramm von Anderson. Paak – via We Need to Talk leider auch umso deutlicher vor Augen führt, dass es Parx im Rampenlicht aber (noch) auch einfach an charakteristischer Gravitas, an einzigartigen Merkmalen und schlichtweg dem nötigen Profil fehlt, um ihr Songwriting ohne prominentes Zugpferd aus einer gewissen Austauschbarkeit zu heben. Material, das in fremden Händen potentiell zu Smasher-Singles hätte mutieren können, wirkt auf We Need to Talk oft zu nett und inkonsequent, vielleicht auch einfach zu schüchtern, beiläufig und bescheiden, oder zu unverbindlich generisch, um der Riege mit Star-Qualität auf Augenhöhe zu begegnen.

Dabei macht Parx auf ihrem offiziellen Debüt nach dem Mixtape Tayla Made von 2017 wenig falsch. Im Gegenteil. Mit We Need to Talk hat sie ein mindestens durch und durch gutes Sommeralbum voller catchy Singlekandidaten aufgenommen, an dem man kurzweiligen Spaß haben kann: Grell und in der richtigen Balance aus überdreht und gefühlvoll, aufgedreht und entspannt.
Das vorhandene Optimierungspotential als Interpretin gleicht Parx schließlich mit ihrem handwerklichen Können als Musikerin aus, zelebriert mit charismatischen Gimmicks wie einer unkonventionell gestrickten Albumstruktur rund um eine Vielzahl an knappen, mal süchtig machenden, mal unerfüllt entlassenden Skizzen mit kompakter Spielzeit (teilweise unter der 2 Minutenmarke) ihre enorme Vielseitigkeit, die die Amerikanerin als Allrounderin ausleuchten.

Der Opener I Want You holt als Signature-Song an Bord, macht im Refrain vielleicht ein bisschen plakativ Stimmung, ist drumherum aber exzellenter R&B, den Slow Dancing sogar in noch entspannter kann. Homiesexual ist rhythmisch munter zuckernder Dancepop samt Sonnenschein-Chorus und auch das mit Vocoder entschleunigte Me vs. Us gipfelt in einem hingebungsvollen Refrain. Oft fehlen nur wenige Millimeter zur wirklich berauschenden Euphorie, zum Feuerwerk und überwältigenden Geniestreich.
Es gibt stattdessen angedeutete dramatische Gesten (What Can I Say) und trappigen Soul (Afraid to Fall), flotte Tanzeinlagen Richtung Janelle Monaé (ohne Megalomanie) im Titelsong und geschmeididige Effekte (Disconnected) oder flapsige Bouncer in verschiedenen Tempi der Sanftheit (Tomboys Have Feelings Too). Noch besser ist We Need to Talk aber, wenn Parx im vermeintlich herzigen Dirt den optimistischen Beziehungs-Mittelfinger ausstreckt, im aufgeräumten Rebound elegant groovt, oder ihre balladeske Ader im ätherischen Easy sowie dem überragend fließenden Gitarren/beatstück Read Your Mind artikuliert.
In all diesen Szenen bleibt das Mosaik We Need to Talk so sehr juvenil-unbändiger Bastelkasten in neugieriger Unentschlossenheit mit Massenware-Appeal und doch auch stimmungsvoll kohärent gefestigtes Ganzes. Ein buntes Kaleidoskop, das sich vorwerfen lassen muss, nicht in einer Disziplin mit wirklich originärer Handschrift herausragend zu zünden, sondern in vielen überdurchschnittlich gut an der Standard-Norm gemessen. Zumindest während man die (zwischen den Wertungen nach oben gehievten) Platte hört, will sich daraus aber kein Strick drehen lassen.

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