Tame Impala – Currents
Ob nun phasenverschobene Momentaufnahme oder der aus dem Kokon schlüpfende Paradigmenwechsel für Kevin Parker: Der 29 Jährige Australier ändert für das dritte Album seiner Band die Perspektive auf die maßgeschneiderte Hipster-Psychedelik von Tame Impala.
„Every part of me says go ahead“ rang Kevin Parker bereits 2012 mit Ausbruchgedanken aus den mittels ‚Innerspeaker‚ und ‚Lonerism‚ augebauten Neo-Psychedelia-Rock-Komforzonen – drei Jahre später befinden sich Tame Impala mitten drinnen im Umbruch, ziehen eine Schneise der Selbstbestimmung durch die Erwartungshaltungen und eingeführten Konturen: „They say people never change/ But that’s bullshit, they do/…/Yes I’m changing/ Yes I’m older/ Yes I’m moving on„. Vom Rock führt diese Wandlung nun überdeutlich hin zu mehr Pop, von den Gitarren weg zu Synthesizern als dominante Instrumemnte. Die Zusammenarbeit mit Mark Ronson hat also ebenso seine Spuren hinterlassen wie nächtliche Autofahrten zu den Songs der Bee Gees und des Electric Light Orchestra, man kann sich förmlich ausmalen, wie retrofixierte Kunden von Danger Mouse sich den dabei enstandenen, zwischen Daft Punks und Dave Fridmanns Hohheitsgebieten pendelnden Sound von Parker zukünftig nachzimmern lassen werden wollen.
Die Perspektiven, die sich für Tame Impala so auftun sind genauso puristengiftig-polarisierend wie vielversprechend erfrischend – die Intermezzi ‚Nangs‚ und ‚Disciples‚ flirten etwa als unkonkrete Heimstudioeffektübungen mit Captain Future-Sounds und 80er Streichern, ‚Love Paranoia‚ hätte mit seinen entspannten Beat und Spaghetti Westerngitarre auch als Plattform für Hip Hop-Features dienen können, das schmalzige ‚Past Live‚ verheddert sich zwischen Tron‘esker-Spoken Word-Performance und cheesy in die Vollen gehender R&B-Sülze – bleiben aber vor allem ambivalent.
Die Perspektiven, die sich für Tame Impala so auftun sind genauso puristengiftig-polarisierend wie vielversprechend erfrischend – die Intermezzi ‚Nangs‚ und ‚Disciples‚ flirten etwa als unkonkrete Heimstudioeffektübungen mit Captain Future-Sounds und 80er Streichern, ‚Love Paranoia‚ hätte mit seinen entspannten Beat und Spaghetti Westerngitarre auch als Plattform für Hip Hop-Features dienen können, das schmalzige ‚Past Live‚ verheddert sich zwischen Tron‘esker-Spoken Word-Performance und cheesy in die Vollen gehender R&B-Sülze – bleiben aber vor allem ambivalent.
Denn so anbiedernd gen Konsensdosenpop die Neuausrichtung im Klanggewand auch bisweilen auftreten mag, zeigt sich alleine anhand des immer wieder arg belanglos plätschernden Songflusses, dass ‚Currents‘ soundtechnisch zwar durchaus ein mittelschwerer Triumph ist, aber aus Songwriter-Sicht zu oft geradezu mau und flach ausfällt. Schon im butterweich nach vorne schnipselnd produzieren Opener (und klarem Leitfaden der ganzen Platte!) ‚Let it Happen‚ wird erst Großes an der Schnittstelle aus Flaming Lips–Größenwahn und Disco ankündigt, bevor die endlos repetierend in den Song geschweißte Melodie des zweiten Songparts sehr simpel und beinahe plump keine Versprechen einlöst, sondern sein eigentlich sehr eindimensionales Geschehen alleine durch Soundspielerien variiert und schon früh vorführt, dass viele an sich gute Ideen hier hinter dem Schleier der die Aufmerksamkeit auf sich ziehenden Umbrüche nicht kohärent zu Ende gedachte wurden.
Ein ‚Eventually‚ stellt sich so als unverrückbar selbstsicherer Song mit ausufernden Tendenzen samt mächtigem Refrain dar, baut sein Fundament aber auf zu viele nur lose verschraubten Passagen und bleibt Stückwerk. Wahrscheinlich trotzdem besser, als die theoretischen Vorzüge wie im abschließenden ‚New Person, Same Old Mistakes‚ (ja, viele Songs nehmen ihre Schicksale bereits im Titel vorweg!) auf dem Bewerbungsformular für lahmen Psychedelikrock der Sommerabteilung von H&M und Co. in der Bedeutungslosigkeit verpuffen zu lassen.
Ein ‚Eventually‚ stellt sich so als unverrückbar selbstsicherer Song mit ausufernden Tendenzen samt mächtigem Refrain dar, baut sein Fundament aber auf zu viele nur lose verschraubten Passagen und bleibt Stückwerk. Wahrscheinlich trotzdem besser, als die theoretischen Vorzüge wie im abschließenden ‚New Person, Same Old Mistakes‚ (ja, viele Songs nehmen ihre Schicksale bereits im Titel vorweg!) auf dem Bewerbungsformular für lahmen Psychedelikrock der Sommerabteilung von H&M und Co. in der Bedeutungslosigkeit verpuffen zu lassen.
Wo die breit ausgestreuten Lowlights das nichtsdestotrotz funktionierende Gesamtwerk phasenweise in die flache Beliebigkeit drücken, hangelt sich ‚Currents‘ entlang seiner stärksten Phasen doch noch mühelos in den grünen Bereich: ‚The Moment‘ präsentiert sich als effektiv gestrickter Popsong mit Hunderten sorgsam geschichteten Lagen unter seiner Oberfläche, das schlafwandelnd-dümpelnde ‚Yes I’m Changing‚ fließt als catchty zubereitete Synthiefläche Richtung MGMT, der entschlackter Groove von ‚The Less I Know The Better‚ stemmt einen aus der Zeit pumpenden Tanzflächenfüller, während ‚‘Cause I’m A Man‘ seine Trümpfe als wunderbar elegisch treibender Ohrwurm ausbreitet und ‚Reality in Motion‚ ein smarter Schmeichler ist, der vieles rundum richtig macht, was ‚Currents‚ ansonsten nur in Aussicht stellt.
So radikal wie in den meisten Reviews gerne gemacht, fällt die reflektierende Umbruchplatte ‚Currents‚ selbst in diesen emanzipierten Momenten aber auch gar nicht unbedingt aus der bisherigen Discography der Australier. Denn den zugrunde liegenden Charakter von Tame Impala erkennt man unter dem veränderten Äußeren immer noch zu beinahe jedem Zeitpunkt mühelos – ob nun an Details wie den wattiert abgedämpften Drums, dem fluffig durchhängenden Bass, dem trockenen Groove, dem gleichförmig gesäuselten Gesang von Parker oder der trippig-transportiereten Grundatmosphäre der Platte an sich. Dass der Tame Impala-Chef sich nun anderer Mittel bedient um dennoch zum selben Ziel zu finden wie die beiden Vorgängerplatten, hinterlässt aber offenbar auch ihn selbst ein wenig ratlos: „Yes I’m changing, can’t stop it now/ And even if I wanted I wouldn’t know how/ Another version of myself I think I found, at last“ erkennt er ganz richtig, verliert sich auf der dritten Platte seiner Band aber paradoxerweise inmitten einiger Kinderkrankheiten. Erst Album Nummer Vier wird wohl eindeutig zeigen, ob diese nicht doch Wachstumsschmerzen waren.
So radikal wie in den meisten Reviews gerne gemacht, fällt die reflektierende Umbruchplatte ‚Currents‚ selbst in diesen emanzipierten Momenten aber auch gar nicht unbedingt aus der bisherigen Discography der Australier. Denn den zugrunde liegenden Charakter von Tame Impala erkennt man unter dem veränderten Äußeren immer noch zu beinahe jedem Zeitpunkt mühelos – ob nun an Details wie den wattiert abgedämpften Drums, dem fluffig durchhängenden Bass, dem trockenen Groove, dem gleichförmig gesäuselten Gesang von Parker oder der trippig-transportiereten Grundatmosphäre der Platte an sich. Dass der Tame Impala-Chef sich nun anderer Mittel bedient um dennoch zum selben Ziel zu finden wie die beiden Vorgängerplatten, hinterlässt aber offenbar auch ihn selbst ein wenig ratlos: „Yes I’m changing, can’t stop it now/ And even if I wanted I wouldn’t know how/ Another version of myself I think I found, at last“ erkennt er ganz richtig, verliert sich auf der dritten Platte seiner Band aber paradoxerweise inmitten einiger Kinderkrankheiten. Erst Album Nummer Vier wird wohl eindeutig zeigen, ob diese nicht doch Wachstumsschmerzen waren.
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