Konzert
Schwer zu sagen, ob die Songs vom aktuellen Studioalbum 'Out' auf der Bühne tatsächlich noch einmal soviel stärker zünden als auf Platte, oder ob die Konzerte der Nerven einfach immer besser werden. So oder so gilt jedenfalls: auf dem Livesektor kann dem Stuttgarter Trio momentan einfach kaum jemand das Wasser reichen.
Dezente Abnutzungserscheinungen am perfektionierten Modus Operandi schimmern zwar langsam durch die Lederjacke, spätestens wenn Marco Michael Wanda über das Publikum läuft ist dies aber für den Moment noch relativ egal: die Unterhaltungsmaschine Wanda liefert bis auf Weiteres reibungslos ab.
Unverhofft kommt oft. Die Premiere des Festivalklassikers Nuke am Grazer Messegelände war eigentlich keine Option im persönlich Festivalkalender. Mit 80 Euro für einen Tag recht teuer, die österreichischen Senkrechtstarter Wanda und Bilderbuch zugunsten namhafter deutscher Bands am frühen Nachmittag platziert und 24.000 Menschen am relativ kleinen Messegelände; allesamt Gründe das Festival auszulassen. Doch Fortuna (und Merchzilla) sei Dank, gewonnene Karten ermöglichten doch noch ein ebenso hochsommerliches wie chaotisches Festivalvergnügen.
Während Father John Misty etwas zu knapp gehalten wurde und sein Set glatt und gut kalkuliert runterspielte, konnten dafür die Senkrechtstarter 2014 The War on Drugs in voller Länge zeigen, was sie so zu bieten haben und dabei mehr als erwartbares Schunkeln beim Publikum hervorrufen.
Das Acoustic Lakeside gilt als ein Festival voller Idylle, ein Image, dem es auch in seiner 10. Ausgabe 2015 mehr als gerecht wurde. In den 3 Tagen am Sonnegger See wurde dem Publikum musikalisch wie auch meteorologisch alles geboten.
Der Mann zieht sein Ding kompromisslos durch: Eine Setlist, die es in erster Linie der Legende aus Nordirland selbst Recht macht. Dargebracht von einer grandiosen Backingband, die sich nach der Pfeife des Meisters ins Zeug zu legen hat. Vor einem Publikum, das als tolerierte Beobachter dem mit Klasse dargebrachten Querschnitt durch das Œuvre des 69 Jährigen beiwohnen darf. Van Morrison Konzerte sind ein launiges, herrlich unangepasstes Roulette.
Will man der Plattensammlung die zum diesjährigen Record Store Day aufgelegte Neupressung von 'Deja Entendu' einverleiben, muss man via Discogs aktuell zumindest 180 Dollar (auf der nach oben offenen Abzockerskala) für die eskalierenden Sammlertriebe berappen. Das Wien-Gastspiel von Jesse Lacey und Co. führt dann allerdings vor Augen, dass derart skalpierende Preise durchaus auch darauf zurückzuführen sein könnten, dass die Songs des zweiten Studioalbums knapp 12 Jahre nach ihrer Veröffentlichung nichts von ihrem Reiz verloren haben und genauso frisch tönen wie am ersten Tag.
Der kurze, aber bündige und subjektive Nachbericht zum ersten Festivalwochenende: in zwei Nächten wurde getanzt, gelächelt und der Autosuggestion gefrönt. Heute geht es in die zweite Runde – leider ohne mich – donaufestival.
"Viel Spaß mit The Notwist. Die werden übrigens jeden Abend besser!" versprechen Aloa Input nach ihrem Set. Ist dem tatsächlich so, will man sich lieber gar nicht erst ausmalen, auf welchem Level die Weilheimer Institution um die Acher-Brüder da am Ende ihrer aktuellen Tour angekommen sein muss - denn schon in Graz ist deren Performance ein einziges, berauschendes Feuerwerk.
We Were Promised Jetpacks spielen mittlerweile ja Zugaben, könnten sich diesen Ballast aber eigentlich nach wie vor sparen: derart effizient wie die Schotten auf der Bühne arbeiten, blieben nämlich auch ohne Nachschlag keine Wünsche offen.