System of a Down – Protect The Land / Genocidal Humanoidz
System of a Down melden sich aufgrund der derzeit aufkochenden Kriegshandlungen zwischen Armenien und Aserbaidschan bzw. der Türkei erstmals seit 15 Jahren wieder musikalisch zu Wort: Protect the Land und Genocidal Humanoidz sind zwei unspektakuläre, gute Standards.
Viel verändert hat sich seit dem ernüchternden Doppelschlag Mezmerize und Hypnotize stilistisch nicht, vor allem aber hört man den neuen Stücken die impulsive Entscheidung an, beide Stücke doch noch unter dem System of a Down-Banner zu veröffentlichen, um Aufmerksamkeit für die politische Agenda der Band zu erzeugen. Protect the Land war ursprünglich als Scars on Broadway-Stück geplant und wurde kurzerhand vom Quartett adaptiert, Genocidal Humanoidz war in einer gemeinsamen Session vor einigen Jahren entstanden, die dann auf Wunsch von Serj Tankian doch in die Tonne gekloppt wurde.
Wenig verwunderlich also, dass sich beide Stücke bei nüchterner Betrachtung und nostalgiebereingt doch auch stets ein wenig wie souveräne Daron Malakian-Solonummern mit prägenden Features anfühlen.
Womit Protect the Land und Genocidal Humanoidz grundlegend nichts falsch machen, nur eben nichts auch nur ansatzweise so stark oder gar überragend , wie man das aufgrund der ersten beiden Studiolben der Band irrationalerweise immer noch voraussetzt. Auf Hypnotize und Mezmerize wären die zwei Stücke als solide Standards allerdings jedenfalls keineswegs negativ aufgefallen (was mit Alben wie Dictator oder mehr noch These Grey Men und Fuktronic im direkten Rückspiegel ja dann doch auch wieder über den Erwartungen liegt).
Protect The Land setzt sein kompetentes Riff in einen schwelgenden Midtempo-Rocker mit balladesker Aerials-Linie ein, will auf Melodie und Atmosphäre bauen, wo die wenig spezifischen Texten (gerade in Relation zu beispielsweise Serjs Instagram-Account) und kaum packende Energie einer zu zwanglosen Performance den Song jedoch auch kraftloser und ausführlicher plätschern lassen als notwendig. Es gibt zudem auch keinen Wahnsinn, keine übersprudelnde Energie, keine Überraschungen, die aus dem eingängigen Trott aufrütteln würden – gerade in der sakralen Bridge klingen System of a Down gefällig, gediegen und bieder.
Genocidal Humanoidz korrigiert diesen Eindruck weitestgehend, beißt aggressiver und stackst punkiger, erinnert kurz an B.Y.O.B, zeigt auch aufgrund der deutlich schnittigeren Spielzeit eine knackige Dringlichkeit, die den Mangel an Inspiration oder nachhaltigen Hooks spätestens dann aufwiegt, wenn die Nummer mit Blastbeat-Theatralik ballert. Was in Summe ein sehr okayes Comeback ergibt, in dem der Zweck die Mittel heiligt, aber selbst unter der Fanbrille keine Euphorie erkennbar wird.
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