Suuns – Images du Futur
Die Kanadier Suuns bestätigen die vor drei Jahren mit ‚Zero QC‚ eingefahrenen Loorbeeren – und zersetzen ihren fiebrig pulsierenden Artrock vollends in der selben Schräglage, auf der auch die unfehlbaren Liars und Clinic ihren verstörenden Tanz im Neonlicht zelebrieren.
Suuns ziehen mit ‚Images du Futur‚ die Fensterläden zu, verinnerlichen ihr bereits 2010 so hohe Wellen schlagendes Amalgam aus transzendentalen Beatgerüsten und unterkühlt vibrierenden Experimentalrock für die schick stilisierte Indieclique und nehmen damit von der ersten Sekunde an in ihrer Welt gefangen. ‚Powers Of Ten‚ schlägt Sonic Youth-Gitarren im trippigen Noiserock, Ben Shemie singt dazu mit zusammengebissenen Zähnen, selbst Cowbells bringen keine Ausgelassenheit in den so konzentriert stierenden Soundwall. Als würden The Xx von Metz psychisch misshandelt werden. Oder so. Nirgendwo pumpt der massive Bass von ‚Images du Futur‚ dann so sehr auf den Punkt wie in ‚2020‚, zieht nachdrücklich auf die Tanzfläche, ist aber natürlich ästhetisch zu unterkühlt um Hemmungslosigkeit zu signalisieren oder tatsächlich abzushaken. Wenn, dann bitte in Zeitlupe und Schwarz/Weiß, während die Saiteninstrumente langsam zu reißen beginnen. Dass Suuns auf dem selben Platten-Label wie die bunten Yeasayer sind passt also irgendwie gar nicht und dann wieder doch absolut, nicht nur wegen des futuristischen Ausblicks. ‚Minor Work‚ zelebriert demfolgend Clubmusik zum lasziven Kopfnicken im aufgewühlten Drive – die Angus Andrew-Verehrung und Liars-Begeisterung der Band wird beinahe zu sehr greifbar in dem Nebel aus verschwimmenden Jazz, Kraut, Psychedelik und Postpunk.
Schon in der Eingangsphase machen die vier aus Montreal hingegen klar: Suuns-Songs breiten sich lieber stoisch aus, mutieren träge, anstatt eklatant zu variieren; sie sind tranceartige Meditationen über verspultem Rock und einer verqueren Sicht auf die Rhythmik der Disco; und sie benutzen in diesem Rausch gefühltermaßen pro Song mehr Gitarren und Effektgeräten als andere Bands auf kompletten Alben. Dazu spannt das Quartett eine ungemein luftdichte Atmosphäre über die 45 Minuten ihres Zweitwerks, die dunkle Stimmung lädt auch allzu mäandernde Kompositionen mit einer anrüchigen Aggressionsbereitschaft ohne Brutalität auf.
In diesem Sog funktionieren Songs wie das in dösendem Gleichmut stapfende ‚Edie’s Dream‚ hervorragend, wenn Suuns etwa plötzlich klingen wie Radiohead unter massiven Valiumeinfluss und nervösen Fingern am Geschwindigkeitsregler, oder man sich gar am beinahe zwanglosen Twang-Rocker abzulenken versucht (‚Mirror Mirror‚).
Suuns haben sich ihr eigenes kleines, absolut nicht referenzfreies Klangreich erschlossen, und driften darin stoisch zwischen den Polen mit schwindelerregender Sicherheit. Auf den von vorne bis hinten so kohärent und homogen gelegten Schienen muß dabei trotzdem nicht die Gleichförmigkeit walten: ‚Holocene City‚ oder das wandelbar mit Disco-Sub-Bässen vor offenem Fenster hantierende Highlight ‚Sunspot‚ verströmen eine Ahnung von Country, das rudernde ‚Bambi‚ deutet seine hibbelige Indierockigkeit hinter sinistrem Pokerface an.
Der abschließende Titelsong mutiert dann als sanfte Feedbacknummer zum schwelgenden Instrumental, Suuns machen einen auf Cliff Martinez und Matinee im Neonlicht, konfrontieren die akribische Ernsthaftigkeit ihrer Musik mit pointiert in den Song fallenden, geradezu höhnischen Lachsalven, während sich die Gitarren wunderbar perlend auszubreiten beginnen. Ein trügerisches, hypnotisches Vergnügen, dem man sich kaum entziehen kann. Und nicht die ganze Wahrheit, wenn Suuns sagen: ‚Music Won’t Save You‚.
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