Sun Kill Moon – Birthday Girl
Nach dem Quasi-Compilation-Album Quiet Beach House Nights und einigen separaten Singles wie etwa dem untergegangenen Weihnachtsstück Christmas in New Orleans probiert es Mark Kozelek mit Birthday Girl ausnahmsweise wieder im EP-Format.
In Birthday Girl ergeht sich Kozelek über einen repetitiv gezupften, liebenswürdigen Motiv in der Autobiographie romantischer Szenen, zu der sich ganz weit im Hintergrund poltert, beinahe unhörbar eine eigentlich martialische Percussion wie fertiger Regen ankündigt, und aus der Dose kommende Streicher aufwärmen, bis sich der Song zur Mitte und am Ende (bei dem sich Kozelek selbst jauchzend begleitet) mit nonchalant Rhythmus unaufgeregt in nonchalanten Gang setzt, milde lächelnd schunkelt und mit akzentuierten orchestralen Arrangements stacksend in gelöste Bewegung verfällt, tatsächlich liebenswürdig die Tagebuch-Lyrics des alten Kozelek näher an den Gesang der jungen Sun Kil Moon-Tage führend (bevor Birthday Girl dann kontemplativ und aller Ruhe zärtlich Erinnerungen sinnierend zu seinem Fade Out pocht).
Das Thema Alter ist, das nimmt der Titel wohl ohnedies vorweg, dann auch Thema in Mark Kozelek Died Happy While Fishing – wo der Frieden gefunden habende Titelheld die Reflektionen über seinen potentiellen Tod dennoch betont locker aus dem Uplifting-Handgelenk schüttelt, indem er die Zutaten von Birthday Girl noch flotter einsetzt: der dominierende Minimal Beat einer Drum Machine treibt die Acoustic Gitarre eilig, aber ohne Hektik voran, bleibt spartanisch und catchy, und wäre in anderen Händen wohl ein poppig hüpfender Singalong geworden, bevor im letzten Drittel wieder die Synth-Streicher (und ein Fade-Out) vorstellig werden.
In The Call of the Wild schrammelt der zurückgenommene Beat zu einer eingängigen Melodie, mit der Kozelek und Kooperationspartner Nathan Winter den Spannungsbogen der EP abrunden und als die Vergänglichkeit des Lebens betrachtendes Liebeslied für alle Wegbegleiter in dieser Zeit zurück blickt, während im Hintergrund eine synthetische (E-Gitarren? Keyboard?-)Welle in regelrecht industrieller Trance texturiert und einen markanten, individuell einprägsamen aber songdienlichen Konterpart zum gängigen MO anbietet und in der Bridge eine Art Orgel-Beat sprechsingend groovt.
Als (den Singer-Songwriter Folk mit Indie Pop-Ideen verführende) Einheit funktioniert die Birthday Girl EP dabei (thematisch und stilistisch auf Linie) ebenso gut, wie auf seine einzelnen Beiträge gespalten, weil Kozelek inszenatorisch (wenngleich: etwas billig produziert) und kompositorisch (wenngleich: ziemlich simpel und kaum komplex gestrickt) für frischen Wind in seinem Trademark-Baukasten (der emotional auch diesmal nicht die universelle Tiefe seiner Klassiker erreicht) sorgt – und (da mögen Puristen, die diesen beschwingten, hoffnungsvollen Optimismus hier niemals der missmutigen Melancholie vorziehen werden, auch sicherlich anderes behaupten) so einige seiner besten Songs jüngerer Vergangenheit vorlegt.
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