Sun Kil Moon – The Great Meadow

von am 4. Juli 2024 in EP

Sun Kil Moon – The Great Meadow

Nach der mediokren EP One Day in May wagt Mark Kozelek für die rund 15 Minuten von The Great Meadow einen kleinen stilistischen Tapetenwechsel, auch wenn sich seine Welt inhaltlich immer noch um dieselben Dinge wie immer dreht.

Elementar ist, dass Kozelek sein typisiertes Geklampfe auf den beiden Songs von The Great Meadow gegen einen reinen Klavier-Hintergrund tauscht. Das mag streng genommen ebenso repetitiv und monoton angelegt sein wie sein übliches Gitarrenspiel (der jüngeren Vergangenheit), doch wirkt das Instrumentarium erlösend, lebendig. Die Melancholie bekommt in der Traurigkeit eine versöhnliche Anmut und ganz eigene Schönheit, eine geduldige, kontemplative Sehnsucht in der verträumten Stille. Kozelek legt seinen erzählenden Sprechgesang dazu näher am Singen an, begleitet sich sich selbst immer wieder als Harmonie-Stimme und spendiert im Titelstück gar ein fürsorglich aufgelöstes Finale in schnipsender Leichtigkeit, wodurch knapp sieben Minuten Spielzeit sogar relativ kurzweilig anmuten. Toll!

Das noch etwas längere All the Artists Live in L.A. mäandert dann zwar in der selben Ausrichtung deutlicher, agiert aber ebenso einnehmend – wenn man kein Problem damit hat, einen weiteren nostalgischen Sun Kil Moon-Song zu hören (in dem Kozelek durch Reminiszenzen an einen zehnjährigen Mark Zuckerberg und Kinderfreundschaften zu Zeiten, zu denen man noch ein Telefon brauchte und die Rechnungen dafür kaum bezahlen konnte, oder Alben noch von CD-Release-Parties vor der Veröffentlichung an Donnerstagen begleitet wurden, jedoch griffige Bilder mit einer fesselnden Stimmung zeichnet). Es geht natürlich ums Fischen und Caroline, das Universum des 57 jährigen ist eben sentimental und egozentrisch und in seinen Perspektiven limitiert.
All the Artists Live in L.A. führt insofern auf keiner Ebene wirklich irgendwohin. Doch spätestens wenn weiche, elegische, beinahe sphärisch gehauchte Choral-Arrangements vage an die Beach Boys oder Soul denken lassen, mündet das Nabeschau-Lamentieren auf den Tasten in keiner Routine, sondern in der gefühlvollsten, sanftesten und auf angenehm schöne Weise vielleicht sogar aufrichtigsten Artikulation von Kozelek seit langem.

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