Sun Kil Moon – Raging Bull’s Jaw
Spätestens durch Raging Bull’s Jaw, eine weitere ohne großes Tantam veröffentlichte Single, stellt sich nun wirklich die Frage, ob Mark Kozelek sich nicht lieber einem neuen Sun Kil Moon-Album (und damit natürlich auch einer breiteren öffentlichen Aufmerksamkeit) stellen sollte.
Thematisch und stilistisch beschreitet er den Weg von The Doorbells Are Ringing, Black Perch und Nervous to Fly nämlich nicht nur weiter – was auch bedeutet, dass er seiner loyalen Begleiterin Rachel Haden noch mehr Rampenlicht einräumt: die Schwester von Petra und Tanya darf diesmal (im strukturelllen Wechsel mit Kozelek) gar ganze Strophen im Alleingang übernehmen, bevor die auf einer hoffnungsvoll-kontemplativen Acoustic Gitarre in geduldiger Zeitlupe wogende Nummer ganz zum Schluss die Harmonien wachsen lässt, die Saiten ausladender streichelt und die beiden Stimmen im Duett zueinander führt.
Die Perspektive der Beziehungschronik inklusive zahlreicher bekannter Motive – Fisch-Analogien, Boxkampf-Referenzen und einem pampigen Kozelek unter den Augen der Schwiegereltern – wechselt dabei ungeachtet der Erzählperson nicht den salbungsvollen Ton, in der dem lyrischen Ich und Protagonisten (also wohl Kozelek selbst) der Bauch gepinselt wird. Der durchgehende Tenor ist mehr oder minder, wie absolut spitze der männliche Part des Paares ist – manchmal schrullig, aber auch dadurch praktisch perfekt.
Was dann eben ohne übergeordneten Album-Kontext für sich stehend ein bisschen tranig und vermessen hochtrabend sowie affektiert wirkt, selbst ungeachtet der Vorwürfe gegen Kozelek unangenehm unangemessen und blasiert anmutet. Jenseits dieser oft einen gewissen Fremdscham auslösenden Texte funktioniert das abgebremste Raging Bull’s Jaw in einem Fluss mit den bisherigen drei Singles rein musikalisch betrachtet jedoch sehr fein (wenngleich als schwächste der Stücke). Weswegen man sich aus dem nun bereits erschienen Material im stimmigen Narrativ endgültig ein Gesamtpaket zu wünschen beginnt.
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