Sumerlands – Sumerlands

von am 22. September 2016 in Album, Heavy Rotation

Sumerlands – Sumerlands

Sumerlands wissen auf ihrem Debüt nahezu formvollendet, wie traditionsbewusst in den 70ern und 80ern verankerter Heavy Metal zu klingen hat, um seine Wirkung herrlich klassisch und dennoch unangestaubt zu entfalten. Kein Wunder, geht die Kombo aus Philadelphia doch anstandslos als arrivierte Allstar-Gemeinschaft durch.

Wo die bisherige Band-Biografie von Drummer Justin DeTore etwa gleich lange ausfällt wie jene des ehemaligen Atlantean Kodex, Briton Rights oder Hour of 13-Sänger Phil Swanson, rekrutiert sich der restliche Cast von Sumerlands mit Brad Raub, John Powers und Arthur Rizk vor allem aus dem Umfeld von Eternal Champion bzw. War Hungry. Der Fokus fällt dabei jedoch ungehört natürlich primär Rizk zu, der sich in den letzten Jahren mit seinen Arbeiten für Power Trip, Prurient oder Harm Wülf einen Namen als Go-To-Guy aller Fächer und renommierter Produzent gemacht hat. Ein Ruf, der sich mit Sumerlands nur noch weiter festigen wird, versteht es Rizk doch mit einer beachtlichen Selbstverständlichkeit alle seine betreuten Bands in einem absolut individuellen Licht auszuleuchten, selbst in stark referentiellen Sounds eine gehörige Portion Eigenständigkeit zu unterstreichen und schlichtweg die Stärken der jeweiligen Musiker differenziert und facettenreich zu betonen.

Auf Sumerlands ist das eben diese fast schon irritierend unmitelbar aus der Zeit gerissene Orientierung der Band auf klassischen Heavy Metal ala Queensrÿche, Fates Warning, ein wenig Iron Maiden und Judas Priest-Flair, Van Halen oder Heaven and Hell, die Rizk mit einer idealen Balance aus fantastischer Melodieverliebtheit und einer nach vorne gehenden Heavyness inszeniert: Die 33 Minuten dieses kompakten Debütalbums geraten regelrecht episch und absolut bodenständig, halten ihre Vorzüge keine Sekunde geheim und entfalten sich doch eher hinterrücks. Nichts hier funktioniert anbiedernd oder gar überzeichnet, NWOBHM und Power Metal-Versatzstücke fließen in feiner Symbiose ineinander und gedeihen über der Klasse der Band. Da galoppiert der Rhythmus zwingend und oldschoolig, die Gitarren duellieren sich so unfassbar harmonisch (Jake E. Lee wird da nicht zu Unrecht allerorts als erste Referenz eingebracht) und Swanson klingt nicht selten so erhaben (nicht pathetisch!) wie eine sich nahtlos in den instrumentalen Kosmos einfügende Mischung aus Ozzy Osbourne und Jaz Coleman. Das Quintett braut ordentlich Druck in der Haube an und öffnet seinen Sound mit viel Raum, jeder Beteiligte bekommt genügend Luft zum Atmen und Scheinen.
Und doch darf man nicht übersehen: Sumerlands funktioniert vor allem deswegen so gut, weil diese Platte einfach mehr ist als die Summe ihrer Teile – und weil die schiere  Qualität des grandiosen Songwritings schlichtweg über alles andere zu stellen ist.

The Seventh Seal rockt sein Riff mit großer Geste, variiert seine Muster stets, ohne das Leitthema aus den Augen zu verlieren und baut seine Dynamik von der die Fäuste in den Himmel ballenden Zuspitzung zur rollenden Abfahrt auf. Im Finale shreddert und soliert sich die Band schwindelerregnd intensiv auf ein Niveau, zu dem Dio und andere gegangene Giganten wohlwollend headbangen werden. Womit die nahtlose ineinander geschlossene Gangart der Platte programmiert ist: The Guardian zündet arschtight und hofiert eine Gitarrenarbeit, für die andere Bands töten würde – vielleicht schon das hauseigene Bark at the Moon.
Sumerlands verstehen es einfach hervorragend ihre Songs zu einem Climax zu treiben und ekstatisch aufzulösen, davor aber stets ein paar spannende Abzweigungen zu nehmen: Alleine das Trio aus dem flott pressenden, ins Nichts laufende Spiral Infinite, dem weniger temporeich ans Werk gehenden, seine Dynamik und Atmosphäre pflegenden Haunted Forever sowie dem vielschichtig die Richtung ändernden, mit geschlossenen Augen beschwörenden Lost My Mind deckt dabei in seiner Homogenität eine immense Breite ab, in der sich die Band meisterhaft austobt, immer wieder Essenzen aus dem Doom oder proggige Versatzstücke in ihren eklektischen Triumphzug einflicht, und dennoch so destilliert auf den Punkt kommt, dass hier kein Gramm Fett sitzt.

Bevor der titelgebende Closer als stimmungsvolles Ambient-Synthie-Klangmeer mit melancholisch aus dem Hall kommenden True Metal-Gitarren stilistisch doch noch aus aus der Reihe fällt (aber stimmungsvoll durchaus als ästhetischer Abschied aus dem zuvor so atemlos vorangetriebenen Reigen taugt), trumpfen jedoch vor allem Timelash und Blind so richtig auf: Ersterer tritt so unheimlich zwingend auf das Gaspedal, dass Kollegen wie Crypt Seremony etwa nur neidvoll ihre Matten festhalten können, zweiterer platzt gleich mit noch mehr Energie und Power auf, packt dazu im Refrain zum Niederknien drauf und ist nichts anderes als ein hymnisches Biest. Puzzleteile in einem Ausritt in das pure Suchtpotential, das explizit vor grandiosen Gitarrenparts nur so strotzt, von dem man kaum genug bekommen kann.
Sumerlands begeistert insofern nicht nur hier weniger, weil es wie ein überragender (und auch durchaus demütiger, ambitionierter) Tribut an eine vergangene Ära anmutet, sondern vielmehr, weil es in diesen stärksten Phasen sogar wie ein aus der Zeitkapsel gefallenes vergessenes Juwel direkt aus den 80ern klingt. Oder andersrum: Weil Sumerlands ein Album ist, das mit seiner Klasse an die Unsterblichkeit des Heavy Metal mahnt.

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