Suki Waterhouse – Memoir of a Sparklemuffin
Memoir of a Sparklemuffin ist, zwei Jahre nach dem im Vergleich hierzu regelrecht bescheiden wirkenden Debüt I Can’t Let Go ein 18 Stücke umfassendes Song-Sammelsurium, das vom Indie Rock über den Dreampop bis zum Dancefloor beinahe alles können will.
Am Ende von ausführlichen 53 Minuten wird Suki Waterhouse damit ein Zweitwerk gelungen sein, das sich nicht an seinen vielseitigen Ambitionen verhebt, auch wenn die ausufernde Produzentenschar um Eli Hirsch, Jonathan Rado (unter anderem bisher zuständig für beispielsweise Weyes Blood oder Father John Misty), Brad Cook (Bon Iver, War on Drugs), Greg Gonzalez (Cigarettes After Sex) oder Rick Nowels (James Blake, Lana del Rey) den Fokus der Platte bisweilen zu unscharf auf deren sonstige prominentere Kundschaften (oder eben eigene Bands) prägt, und Memoir of a Sparklemuffin so mitunter eine imitierende Wahllosigkeit mit Playlisten-Charakter anhaften lässt.
So entsteht ein Album-Deckmantel, der es sich aufgrund seiner stilistischen Reichweite gelegentlich zu einfach macht, indem er den größten gemeinsamen Nenner für Schablonen sucht, dabei aber individuelle Qualitäten doch nicht bedingungslos dem austauschbaren Konsens opfert. Selbst das weniger zwingende Mittelmaß hier agiert kompositorisch und inszenatorisch auf mindestens überdurchschnittlichem Niveau, Ausfälle gibt es dazu keine.
Vor allem ist es nicht das relative Füllmaterial, das das Ganze verwässert, sondern die Höhepunkte – sprich: vor allem die seit über einem Jahr sporadisch veröffentlichten Singles – die das Gesamtwerk aufwerten.
Sinnbildlich für diesen seltenen Kniff ist das letzte Viertel der Platte zu sehen, wenn Waterhouse sich im Grunde endgültig darauf beschränkt, verschiedene Variationen von Lana Del Rey-Methadonprogrammen in unterschiedlichen Aggregatzuständen anzubieten, ihr diese Übungen aber einerseits sowieso immer gelingen, und Memoir of a Sparklemuffin dann eben auch noch in To Love gipfelt – der schönsten schunkelnden Nostalgie für den Ballsaal, die Sharon Van Etten oder Angel Olsen bisher nicht geschrieben haben: ganz großes Kino!
Während im Verlauf also gerade immer wieder an die Unerreichbarkeit der Kunstfigur von Lizzy Grant erinnert wird (egal ob das ätherische Gateway Drug bratzend in der wattierten Heaviness detoniert, das nette Nonchalant zum schwelgenden Ohrwurm-Kitsch Model, Actress, Whatever gleitet oder sich To Get You in den Gitarren-Folkpop zurücklehnt), kann Waterhouse flotten Indierock mit Reverb und Shoegaze-Schimmer (Supersad) ebenso mühelos wie soliden Synthpop, zwei Ligen unter Magdalena Bay (Blackout Drunk). Faded übersetzt Music When the Lights Go Out wie eine Billie Eilish-Verneigung als verschmuste Introspektive, derweil Lullaby vom Ambient Pop träumt und Big Love die große Geste auf das Podest im generischen Können hebt.
My Fun flötiert sommerlich als entspannte Party-Stimmung so niedlich und harmonisch mit lang gezogenen Vokalen im Refrain, derweil sich OMG längst zu einem waschechten (und sich erstaunlicherweise nicht abnutzen wollenden) Ohrwurm-Hit gemausert hat.
Dass das eklektische Memoir of a Sparklemuffin also in einer strenger selektierten und kompakteren Form seine Stärken effektiver konzentrieren hätte können, stimmt natürlich absolut – paradoxerweise wertet dieser Umstand das finale Komplettpaket tatsächlich aber dennoch kaum ab.
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