Sufjan Stevens – The Greatest Gift
Rechtzeitig vor Weihnachten zeigt sich Sufjan Stevens einmal mehr in Geberlaune: The Greatest Gift firmiert als Mixtape und versammelt dabei „Remixes, Outtakes & Demos“ seiner wundervollen 2015er Intimität Carrie & Lowell.
Nur wenige Monate nach dem überragenden Tourdokument [amazon_link id=“B07667X7BM“ target=“_blank“ ]Carrie & Lowell Live[/amazon_link] sowie der feinen Kooperation Planetarium breitet der 42 Jährige aus Detroit die weitreichende Discografie abseits seiner regulären Studioalben also für besonders unersättliche Fans weiter aus. Mehr oder minder in die geistigen Fußstapfen der [amazon_link id=“B0009R1T7M“ target=“_blank“ ]Illinions[/amazon_link]-Aufarbeitung von The Avalanches tretend, leert (das nach Chopped and Scrooged übrigens bereits zweite Mixtape) The Greatest Gift die jüngeren Archive des Klangmagiers allerdings nur bedingt essentiell, wie bereits ein Blick auf die Trackliste verdeutlicht: Vier bisher unveröffentlichte Songs stehen zwei Demoaufnahmen sowie sechs Remixversionen entgegen.
Wirklich nötig sind diese Aufarbeitungen vielleicht nicht, aber rundum stimmig gelungen und absolut einnehmend. Zudem tragen sie zu einem erstaunlich homogenen Gesamtfluss des Mixtapes bei. Drawn to the Blood (Sufjan Stevens Remix) bekommt etwa einen neonfuturistischen Synth-Drive, der sich in subtiler Zurückhaltung übt und durch eine atmosphärische Dichte in seinen Bann zieht, aber gleichzeitig flüchtig bleibt. Diese sphärische Unwirklichkeit greift Death with Dignity (Helado Negro Remix) auf, elegisch und verwunschen löst sich der Song in einer wattierten Umgebung auf. Drawn to the Blood (Fingerpicking Remix) folgt seinem Titel und flitzt nonchalant über das Griffbrett – erstaunlich ist hier vor allem die dabei beibehaltene transportierte innerlich Ruhe des Originals, sowie die Tatsache, dass die neuerliche Verwendung der Komposition (wenn auch natürlcih dank seiner veränderten Form) im Ganzen keineswegs ermüdend wirkt.
Exploding Whale (Doveman Remix) besucht die 2012er Single als leise pluckerndes Anästhetikum, eine Schönheit im Bannkreis entschleunigter Notwist-Momente, die immer wieder eine majestätische Breite andeutet. Mit entspanntem Groove döst All of Me Wants All of You (Helado Negro Remix) danach an der Tanzfläche vorbei und findet dort die traumwandelnde Ambientwelt des eklektisch in Bewegung verfallenden Fourth of July (900X Remix), die einmal mehr die entrückte, beruhigende und tiefenwirksame Aura der rhythmusbewussten Remixbeiträge auskostet.
Die beiden am Iphone aufgenommenen Demos nähern sich dem kontemplativen Grundcharakter von Carrie & Lowell dagegen noch deutlicher an. John My Beloved und der (hier noch sehr unsicher scheinende) Titelsong der 2014er Platte bleiben nahe an den regulären Studioversionen, erscheinen durch die Reduktion auf die nackte (aber erfreulicherweise keineswegs rauschende, dünne oder gar unhörbare LoFi-) „Produktion“ sowie Stevens‘ Stimme und eine Akustikgitarre noch ein wenig nahbarer, fragiler und verletzlicher, wenn auch weniger auf den Punkt kommend.
Am interessantesten und am meisten Mehrwert hinsichtlich der Songsammlung bleiben aber natürlich die bisher unveröffentlichten Tracks.
Wallowa Lake Monster wäre eventuell ein idealer Schlusspunkt für Carrie & Lowell gewesen, wie sich die Nummer gar zauberhaft an die Melodie des Openers Death With Dignity anlehnt (und gerade deswegen wohl ausgespart wurde), nur um sich danach mit spaciger Trance in die Weiten des Alls zu verlieren – eine meditative Grazie mit himmlischen Chören und Arrangements, die auch auf Planetarium stattfinden hätten können.
Das dem Mixtape den Titel spendende The Greatest Gift ist danach als geradezu typisch perlende Stevens-Seelenbalsamierung weniger überwältigend: Ein guter Standard – aber auch aufgrund seiner Kürze nicht mehr. The Hidden River of My Life streichelt erst in die selbe Kerbe, schmückt sich aber nach und nach als digitalisierter Folk aus, der letztendlich als avantgardistische Nebellandschaft aber wohl die Prägnanz des Studioalbums verschleppt hätte. Deutlich pointierter agiert da schon das leise jubilierende City of Roses – die Klasse der regulären Albumsongs erreicht Sufjan allerdings auch hier nicht. Inwiefern der schillernde Ausnahmemusiker auf seinem melancholischen Familien- und Kindheitsalbum insofern die Auswahl im Selektionsprozess traf, daran lässt The Greatest Gift ebenso wenig Irritation aufkommen wie an dem Fakt, dass Stevens seinen Fans hiermit einen rundum erfreulichen Abschied aus einem produktiven Jahr beschert.
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