Sufjan Stevens – Reflections
Reflections: Sieben neoklassizistisch Klavierstücke, 2019 von Sufjan Stevens im Auftrag des Houston Ballett für zwei Klaviere (an denen für diese Studioaufnahme nun Timo Andres und Conor Hanick an den Tasten sitzen) und elf Tänzer geschrieben.
„I’m constantly thinking about bodies moving through space when I’m writing for ballet – that is what has informed this music, first and foremost“ erzählt Sufjan Stevens zu Reflections, nach Year of the Rabbit (2012) Everywhere We Go (2014), In the Countenance of Kings (2016), The Decalogue (2017) und Principia (2019) eine neuerliche Zusammenarbeit mit Choreograph Justin Peck – und erklärt damit vielleicht ja zumindest ansatzweise den schlicht grandiosen (und im Zweifelsfall natürlich für die Aufrundung bei der abschließenden Punktewertung sorgenden) Titel And I Shall Come To You Like A Stormtrooper In Drag Serving Imperial Realness.
Dass Reflections eine Reflektion über „energy, light and duality“ sei, liefert darüber hinaus aber das womöglich bessere Stichwort: die Kooperationen von Stevens werden ja subjektiv betrachtet von einer sehr wankelmütigen Qualität ausgehend mit einer milden Polarisierung wahrgenommen – zwischen Aporia und A Beginner‘s Mind liegt da insofern mehr als nur ein Jahr Unterschied.
Auch Reflections trägt nun eine gewisse Ambivalenz an sich, denn schlecht ist das virtuose, spielfreudige Klavierspiel freilich keineswegs – zu keiner Sekunde seiner kurzweiligen 30 Minuten Spielzeit. Und in den knappen Momenten, in denen typische Stevens-Melodien in ihrer liebenswürdigen Schönheit auftauchen, geht einem sogar beinahe das Herz auf, auch wenn diese so flüchtig bleiben, während Drumherum ein gesundes, aber auch ständig etwas generisch bleibendes Maß an Drama, Melancholie und Pomp braust und die Stücke sich genau genommen höchstens minimal auseinanderdividieren.
Dennoch läuft das Album eigentlich nur auf gefällige Weise nebenbei, als geschmackvoll-ästhetische Tapete passiv und ohne große Emotionen konsumiert. Spannender ist es deswegen beinahe, sich auszumalen, wie die kommende Zusammenarbeit von Stevens mit Peck ausfallen wird – eine Dance Theater-Umsetzung von einigen Illinois-Songs.
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