Sufjan Stevens – 5 Unreleased Songs
Was für ein Fanpleaser – doch leider wurden diese (in physischer Form auf 3000 Stück limitiert aufgelegten) 5 Unreleased Songs nur Rough Trade-Käufern von Sufjan Stevens aktuellem Studioalbum Javelin spendiert.
Als Materialsammlung, die sich aufgrund ihrer Veröffentlichungsweise auf den ersten Blick mutmaßlich aus Outtakes von Javelin bestehen müße, sind die 12 Minuten der 5 Unreleased Songs tatsächlich über weite Strecken sowohl ästhetisch (alleine hinsichtlich der sparsamen Produktion, aber auch der direkten Verbindungen zu Songs von The Greatest Gift) als auch thematisch (alleine all die Oregon-Referenzen) über weite Strecken näher bei Carrie & Lowell von 2015. Worauf ja auch irgendwo der Titel hindeutet.
Die Miniatur Malthusian Mistress ist jedenfalls beinahe mehr Demo oder Skizze denn ein ausformulierter Song, auf die Gitarre und den gehauchten Gesang von Stevens exemplarisch flüchtig und filigran reduziert. Is It My Fault? bleibt danach subversiv und zurückhaltend, hat aber eine offenere, flottere Ausrichtung und erreicht sogar eine vergleichsweise optimistische Aufbruchstimmung. Das Kleinod Fireproof ist tröstend und versöhnlich, weich verspielte Folklore, die wie eine Vorstufe von City of Roses anmutet, derweil Old Man of the Lake die poppige Eingängigkeit im Songwriting am deutlichsten macht, entlang einer klassischen Melodie praktisch einen Sufjan-Rohdiamanten andeutet (der sich das Outro zumindest im Ansatz mit Wallowa Lake Monster teilt).
Und obwohl sich The Kiss of Niobe erst anschickt, den sowieso sehr homogenen, kaum aufregenden, aber atmosphärisch einnehmenden Kreis der 5 Unreleased Songs zu schließen, wird der Closer dann aber durch die stärker ausgearbeiteten Arrangements (als neugierig durch märchenhafte Unterwasser-Welt flanierender Zauber im Bannkreis von Exploding Whale) eher wie das Aufzeigen des Wegpfades zu Javelin.
Lange Rede, kurzer Sinn: als Stevens-Gelegenheitshörer muß man diese Fußnote nicht unbedingt im Regal stehen haben – als Fan darf man sich aber ansatzlos über die stiefmütterliche Veröffentlichungsweise einer absolut nicht redundanten, sondern wirklich schönen, einfühlsamen und subtilen Album-Bonus-Geschichte aus den Archiven ärgern.
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