Suffering Hour – The Cyclic Reckoning
Suffering Hour waren schon auf ihrem Debüt In Passing Ascension eine starke Band. Dank dem Zweitwerk The Cyclic Reckoning sind sie nun aber auch eine, die man mühelos aus der Konkurrenzmasse an Blackened Death Metal-Vertretern heraushören kann.
Das hat zum einen damit zu tun, dass Suffering Hour den Grad der technikfokussierten Vertracktheit zugunsten einer atmosphärischeren Gangart und einem räumlicheren Spektrum zurückgeschraubt haben. Vor allem aber mit einem neuen Gitarrensound, der vielleicht ja von der gemeinsamen Tour mit Sinmara inspiriert wurde: Das Trio aus Minnesota um Josh Raiken jagt seine Saiten durch den Chorus-, Delay- oder Flanger-Effekt, was den Riffs einen irren, psychedelisch glänzenden Schimmer verleiht. Da hebt sich eine absolut charakteristische Klarheit mit schief-manischer Patina aus dem ansonsten auch verwaschenen, aber dennoch präzisen Klangbild, wo das schwindelfrei-disharmonische Pendeln den Melodien eigenwillige Möglichkeiten eröffnet.
Ein Sound-Aspekt, der so viele Postpunk-Kombos in die Austauschbarkeit führt, bedingt hier jedenfalls eine relativ eigenständige Unverwechselbarkeit, sorgt für einen frischen, unverbrauchten Impuls, dessen Eklektizismus The Cyclic Reckoning wie einen originellen Hybrid aus Chasm, frühen Bölzer und tatsächlich Killing Joke klingen lässt.
Ohne die nötige Substanz wäre dies freilich nur ein ästhetisches Gimmick ohne Mehrwert, doch Suffering Hour nutzen den inszenatorischen Geistesblitz, um ihre generelle Klasse mit charakteristischen Facetten auf den nächsten Level zu heben, das Songwriting neben der generellen Dynamik und unberechenbaren Griffigkeit mit Trademarks zu versehen.
So steigen die tollen Vocals über das zugängliche Strongholds of Awakening erst guttural aus dem Cave-Morast, bevor die Growls anmutiger werden, die Songs nicht nur im wirklich starken Transcending Antecedent Visions ebenso labyrinthisch wendig sind, wie sie dabei zugänglich und straight zünden.
Die Kontraste im Bandgefüge sind einfach noch einmal interessanter geworden, wenn The Abrasive Black Dust Part II als Highlight sich beispielsweise einer doomingen Schönheit verschreibt, verdammt tiefschürfende Stimmungen im der Melancholie und Sehnsucht erzeugen, während Obscuration zuerst auf eine betont heftig prügelnde Stringenz setzt, dann aber das Spotlight auch auf die Bassläufe und Percussion schiebt.
Nur im finalen The Foundations of Servitude, das alle Facetten der Platte in einen monolithischen Schmelztiegel gießen will, vertändeln sich Suffering Hour zu unschlüssig und beliebig mäandernd – dabei kann die Band derartige Langsongs eigentlich. Strick dreht sich The Cyclic Reckoning deswegen jedoch nichtsdestotrotz keinen: Die Visitenkarte, die die Amerikaner sich hiermit gegönnt haben, hinterlässt einen ausnahmslos positiven, ja fast euphorisierenden Eindruck.
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