SubRosa – For this We Fought the Battle of Ages
Das großartige More Constant Than The Gods hat SubRosa merklich Selbstvertrauen gegeben. Auf For this We Fought the Battle of Ages blüht ihre unverwechselbare Melange aus Kammermusik-Doom, ambienten Sludge und melancholischem Post Metal noch einmal deutlich stärker auf auf.
6 Songs über 64 Minuten Spielminuten verheißen jedoch auch eine minimale Destillation im Vergleich zum direkten Vorgänger, freilich alles relativ. Ein 90 sekündiges Interlude alleine macht diesmal den Unterschied. Dass SubRosa sich drumherum weiterhin so enorm ausführlich in ihre Songepen legen, ist auch keine genrebedingte Entscheidung: Im Vergleich zum Tore öffnenden Vorgänger hat das Quintett aus Seattle noch einmal merklich an den Höhen und Tiefen ihres Stil-Amalgams gefeilt, Nuancen verfeinert, Wege verkürzt und die symphonische Fallhöhe gleichzeitig in die Länge gezogen, ganz generell Optimierungsarbeit im Detail betrieben. Was theoretisch also nach mehr Sitzfleisch und einer erweiterten Aufmerksamkeitsspanne verlangen könnte, entfaltet sich auf For this We Fought the Battle of Ages tatsächlich ein wenig kurzweiliger, variiert um das Quäntchen organischer und gewichtet zudem die Verankerungen der Grundfesten neu.
Wo SubRosa sich früher aus dem walzenden Doom für ihre feenhaft anmutigen Momente zügeln mussten, scheint nun vielmehr die ruhige Schönheit die Ausgangsbasis der Band zu sein; das Zärtliche, das die Augen schließen lässt und sich in die düstere Romantik der Platte legt; die diese Schwere ohne explizite Heavyness trotz der allgegenwärtig drückenden, apokalyptisch schleppenden Gangart eher als Ausnahmezustand verdichtet. For this We Fought the Battle of Ages ist finster, bedrohlich und bisweilen zähflüssig – aber kein harter, brutaler Krieg, sondern eher das geisterhafte Meditieren über dem Schlachtfeld, mystisch und auch abgründig hoffnungslos.
„The earth is shifting like a plate/ My skin doesn’t fit anymore“ singt Rebecca Vernon im traurig-verzweifelnden Opener Despair Is A Siren. So langsam shiftend schwillt dann auch das Gewicht der Welt auf den Schultern dieser Band, bricht im Midtempo auf, nur um alsbald wieder ruhig perlend und diese traumwandelnden Arrangements mit zwei Violinen zu verfallen. Ein Wechselbad der Gefühle, das sich niemals gänzlich von dem flirrenden Sog mitreißen lässt, sich beruhigt, sphärisch verzaubert und damit selbst auf liebevolle Weise selbst geißelt. Der Cut zur intimen, ätherischen Zurükckgenommenheit nach knapp 10 Minuten kann deswegen auch etwas abrupt wirken, macht aber im Kontext Sinn: Nicht immer verarbeitet For this We Fought the Battle of Ages seine einzelnen Passagen absolut homogen, treibt seine Einzelteile aber einerseits in fulminantere Höhen als je zuvor, und spiegelt damit andererseits wohl das Konzept der Platte wider – das vierte Studioalbum von SubRosa basiert auf [amazon_link id=“0380633132″ target=“_blank“ ]We[/amazon_link], einem Werk von Yevgeny Zamyatin.
Diese nicht immer nahtlose Kohärenz ist jedoch ein Manko, dass For this We Fought the Battle of Ages aber ohnedies mit der Eingangsphase der ersten beiden Songs nahezu vollständig ausmerzt, den Wohlklang danach stets aufs Neue anrührt und verdichtet, seine schiebende Wucht behänder und weicher wachsen lässt – wenn man so will also zuerst seine Pflicht erledigt, aber spätestens ab dem überragenden Mammutsong Black Majesty zur überragenden Kür ansetzen.
Dort ergänzen sich die Stimmen von Vernon, Pendleton und Pack auf das verführerischste, verpuppen sich von der kompromisslosen Walze zum ätherischen Sehnsuchtsschwall, zum Drüberstreuen serviert die Band ein elaboriertes Gitarrensolo als Gegengewicht zu den beiden allgegenwärtigen Violinen. Das ist dann in dieser wellenförmig kommenden Gangart phasenweise schon endgültig näher dran am Postrock von Godspeed! You Black Emperor, als an Doom-Kolleginnen wie Eight Bells, aber auch deswegen gerade so intensiv, packend und organisch – und vielleicht sogar die bisherige Krönung im Schaffen von SubRosa.
Dass das italienisch gesungene, nur auf einer Violine gezupfte 90-Sekunden-Interlude Il Cappio danach verschnaufen lässt, öffnet zusätzliche Räume für interessante Facetten im Songwriting: Killing Rapture begeistert mit seinem tribalartig angetriebenen Gaspedal-Drumpart, die jazzig sinistre Stimmung steht dem brillanten Troubled Cells als erschlagendes Monstrum ausgezeichnet und zieht unmittelbar in seinen Bann. Symptomatisch für das immer stärker zur Überform auflaufende For this We Fought the Battle of Ages: Eigentlich in einen immensen Kraftakt vertieft, der Zeit verlangt, klingen SubRosa hinter der monolithischen Präsenz zumindest zwei Drittel der Strecke so unangestrengt wie nie. Ein neuer epischer Zenit für die Band aus Seattle.
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