Stone Temple Pilots – Perdida
Mit Perdida gönnen sich die Stone Temple Pilots zwar wieder einen Albumtitel, fahren auf der zweiten Platte mit Sänger Jeff Gutt dafür aber wohltemperiert das restliche instrumentale Spektrum zurück.
Zwei Jahre nach dem Neustart mit Stone Temple Pilots (II) und knapp 30 Jahre im Geschäft wollen die DeLeo-Brüder also neues mit dem Sound ihrer Band versuchen. Was angesichts der überraschenden Stärken, jedoch vor allem der kaum den Wunsch auf aktives Wiederhören fördernden Schwächen des Vorgängerswerkes nicht die schlechteste Idee ist – und auf Perdita durchaus über den Erwartungen gelingt: Die Hinwendung zum gepflegten Acoustic Rock mit einer variablen, stets unbombastischen Opulenz in den global veranlagten Arrangements steht der (es sich unter einem anderen Namen soviel leichter machen könnenden) Band bisweilen wirklich ausgesprochen gut.
Wie gleich das melancholisch eröffnende Fare Thee Well in seiner sehnsüchtigein Unaufgeregtheit mit seinen souligen Backingstimmen und klimpernden Ausschmückungen vorexerziert.
Danach hält sie sorgsame, gediegene Inszenierung Perdida zumindest am Papier, nun ja, spannend und im Rahmen variabel. Der nostalgisch nach Lateinamerika blickende Titelsong haucht zartes Romantik-Flair, dass nicht über die volle Distanz trittsicher zum schamalzigen Kitsch balanciert, weil die Texte der Platte generell nicht über die banalen Plattitüden hinauskommen und deswegen das Gesamtwerk seichter und belangloser auftritt, als nötig.
I Don’t Know the Time ist dennoch ein einnehmendes Sinnieren mit luftiger Lounge-Textur und das verträumte Years findet smooth-jazzig auf den Punkt. Der hippieske Folk von She’sMy Queen lässt die Flöten in Erinnerung an Blind Melon schwelgen und Miles Away schunkelt als aus der gefallener Walzer mit Akkordeon, wehmütigen Streichern und Mandoline Richtung Those Were The Days in Schwarz/Weiß – schade nur, dass die Nummer weit über Gebühr gedehnt wird. Auch das sich von sanfter Percussion und latenter Psychedelic treiben lassende Three Wishes dauert mit fünf Minuten Spielzeit gut vierer davon zu lange und driftet irgendwann in die öde Monotonie ab.
Schon bevor Perdida hinten raus die Luft ausgeht (weil You Found Yourself While Losing Your Heart wie eine Classic Rock- Nummer des Vorgängers klingt, die man in ein neues Gewand gesteckt, dabei aber auf alle Dynamik vergessen hat; das willkürliche und irrelevante Intermezzo I Once Sat At Your Table nicht über das uninteressante Geschrammel mit sporadisch auflodernden Streichern hinauskommt; und das rührselige Sunburst selbst dann sediert und träge anmutet, wenn der Closer hinten raus pflichtbewusst aufmacht) können die Stone Temple Pilots nicht kaschieren, was das größte Manko der Platte ist.
Die DeLeo-Brüder schreiben einfach keine herausragend, zwingend erinnerungswürdigen Melodien, Riffs und Hooks mehr, sondern lassen ihre Songs gefällig nebenher plätschern, können abseits des nicht unangenehmen Konsums aber wenig nachhaltige Substanz im Gedächtnis verankern. Das ist ebenso schade wie langweilig, allerdings entgegen der Ansicht von Puristen abermals nichts, womit man das in den späten Jahren ohnedies qualitativ verklärte Vermächtnis der Weiland/Bennington-Zeiten beschmutzen würde.
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