Stöner – Boogie To Baja

von am 5. März 2023 in EP

Stöner – Boogie To Baja

Mittlerweile weiß man: Stöner muß man einfach live erleben, um die tatsächlichen Qualitäten von Ryan Gut, Nick Oliveri und Brant Bjork effektiv serviert zu bekommen. Auch insofern ist Boogie To Baja eine Bestätigung des gängigen Status Quos.

Darüber hinaus hält die EP aber grundlegend ohnedies den installierten Standard, bleibt aber eine ambivalente Angelegenheit, deren Qualitäten sich durch einen paradoxen Umstand ablesen lassen: Der abschließende Titelsong ist mit 10 Minuten Spielzeit die doch merklich längste Nummer – dabei aber auch die klar beste.
Der Instrumental-Track fesselt nämlich mit viel Verve und lässiger Dramatik, mit polternden Drums und knubbeligen Bass und heulender Gitarre und hat keine mediokren Gesangs-Elemente, wobei die Genre-Essenz mit so unendlich viel Gefühl aus den Handgelenken geschüttelt wird, bis man sich auf einem nonchalanten Stoner-Schaulaufen wähnt, das niemandem etwas beweisen muss – und das so gerne noch viel ausführlicher hätte ausfallen dürfen.

Die restlichen vier Songs von Boogie To Baja sind dagegen alle kürzer ausgefallen – dabei aber dennoch nahezu immer viel zu lange geraten.
Sie vermessen viele leere Meter, finden kaum wirklich zwingend auf den Punkt, beginnen sich mal mehr, mal weniger enervierend zu ziehen und können die grundlegend überschaubare Inspiration auch nur bedingt durch den nötigen Spielwitz aufwiegen.
Zwar hat beispielsweise der trockene und stoische Groove des von Mario Lalli (Fatso Jetson) begleitete Opener Stöner Theme (Baja Version) von der charismatischen Lead-Gitarre und dem organischen Sound flankiert in der unaufgeregten Melodie viel Charisma, aber kein wirklich nachhaltig sitzen bleibendes Motiv. Das zweiteilige Night Tripper vs No Brainer ist als typisch trockener Desertrock von Beginn an cool abgehangen, monoton und repetitiv, und bietet auch den supergeschnmeidigen Twist in jenen Part, der schon auf der letzten Tour für smoothe Ohrwurm-Coolness sorgte, wenn Oliveri und Bjork sich gegenseitig das Echo machen. Schade halt, dass sich die Nummer irgendwann nur noch im Kreis drehend repetiert.

Zwischen diesen eher schwergängiger angelegten Songs platzieren Stöner zwei Tritte aufs Gaspedal: Das von Motörhead her bekannte Pink Fairies-Cover City Kids wird mit Greg Hetson (Circle Jerks, Bad Religion) auf der Gästeliste ein flotter, schnörkelloser Rocker mit fast hippiesk flapsigem Duett-Charakter, der seinen harmlosen Spaß weit über Gebühr ausreizt, ohne jemals wirklich wehzutun. It Ain’t Free ist da schon deutlich besser, weil endlich einmal kurzer und knackiger ausgelegt, den Punk-Spirit ins Visit nehmend – selbst wenn Oliveri nicht mehr die giftige Power von einst in seiner Stimme entfacht. Dennoch: auch ein kurzes Durchatmen zur Mitte bremst das stringente Stück nicht wirklich aus. Und mit dem Momentum auf seiner Seite ist es beinahe ein bisschen egal, dass man sich zehn Minuten später nicht mehr daran erinnern kann.
Boogie To Baja hält insofern das Niveau der bisherigen beiden Studioalben, des Debüts Stoners Rule und mehr noch des hierfür als Keimzelle dienenden Totally… („During the recording we were having a blast and the music just kept rollin’ out so we decided to also put together a tasty EP!“) mit routinierter Zuverlässigkeit und verspricht: Live wird das sicher wieder klasse (während es auf Platte ohne Fanbrille eben „nur“ überdurchschnittlich okay ist)!

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