Squid Pisser – Dreams of Puke
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Squid Pisser haben rund um ihr Debütalbum My Tadpole Legion derart viele Songs aus dem Häcksler gerissen, dass es aktuell neben der EP Vaporize a Neighbor auch noch locker für das Zweitwerk Dreams of Puke reicht.
„The writing sessions for this album resulted in about 100 songs… Demos, seedlings, and scraps were strewn about everywhere. Then Seth and I assembled them into a viable and tangible fruition“ erzählt Tommy Meehan (vocals, guitar, bass, noise, samples) über den mit Kumpel Seth Carolina (drums, vocals) in die Mangel genommen Entstehungsprozess („Recorded between Sept 2021 and Feb 2022“), der nun auch Dreams of Puke abspr….wirft.
Ein Album, das die angegebene immense Masse an Material als manisches, kaleidoskopartiges Gemetzel auf 12 Songs in knappen 21 Minuten konzentriert zudem nur bedingt relativiert: Auch ohne die 2023 so rücksichtslos aufgefahrenen Features, die zugegeben für eine größerer Schattierungs-Bandbreite sorgten als es hier nun der Fall ist, benötigen Squid Pisser nur wenig Zeit (aber natürlich ein geschmackvolles Artwork samt entsprechenden Titeln für Songs und Album), um sich mehr denn je als die derzeit potentesten Erbverwalter von The Locust und Arab on Radar zu profilieren. Die Synthies fiepen und oszillieren schließlich wie irre, die Effektpedale hyperventilieren im Chaos und der Grind-, Math- und Noisecore, fröhnt all der Wahnwitz einem herrlich überdrehten Weirdo-Aspekt.
Der wilde Berserker im Temporausch schließt dabei zwar weiterhin nie restlos auf das Niveau der stilprägenden Referenzen auf, dividiert seine Mosaikstücke im Sog der Manie auch nicht immer restlos auseinander – weil die Attitüde und Energie wichtiger als einzelne Szenen sind – doch will man das in sich geschlossenere Dreams of Puke nicht als ganzheitlichen Trip in den Fleischwolf verstehen, ließen sich theoretisch schon einige markante Ingredienzen lokalisieren.
Heaven’s a Place on Earth schleppt sich in Schieflage skandierend und Kill All Your Friends verstört wie die psychotische Übersteuerung der Test Icicles. Virus Assholes könnte rocken, zerfickt sich aber lieber selbst auf Speed und die brutale Tollwut Gack Action Gods liebäugelt mit epischen Texturen. The Hottest Load ist eine Panikattacke mit turbulenten Drums und Cancel the Family eine veritable Möglichkeit, sich im Publikum die Stimmbänder wund zu schreien, ohne eigentlich zu wissen, was bei dem Zirkus eigentlich Sache ist.
Den Call-and-Response-Krawall Vaporize a Neighbor kennt man schon von der gleichnamigen EP, ausgerechnet das Titelstück verzieht sich halluzinogen in den Effekten und schafft damit tatsächlich etwas Luft im Geballer, derweil Splatter the Master im roten Bereich jenseits von Fall of Troy samt so etwas wie einer Chor-Ahnung wirbelt. Hermaphroditic Shopping Carts galoppiert im dämonischen Zwielicht rasend und Lord of the Slog lässt auf kaputte Weise eine degenerierte Form von Mike Patton-Worshipping zu.
Was dann schon irgendwie das richtige Stichwort ist: als nostalgischer Three One G-Fanboy macht Dreams of Puke dann in Summe mehr Spaß, als es nüchtern betrachtet angemessen wäre.
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