Spy – Seen Enough

von am 22. Februar 2025 in EP

Spy – Seen Enough

Die gute Nachricht: Spy kehren mit Seen Enough nach dem kaum berauschenden Debütalbum Satisfaction zu jenem – ihnen eigentlich optimal stehenden – Format zurück, das die Kalifornier mittels Service Weapon (2021) und Habitual Offender (2022) zu einer der heißesten Szene-Aktien machte.

Die schlechte Nachricht: Vom damaligen Niveau entfernt sich die Gruppe mittlerweile auch im Kurzformat immer weiter.
Was vordergründig auf das gedrosselte Tempo, das Spy nunmehr weitestgehend durchgängig pflegen, dem generell weniger assig auf den hässlichen Putz hauenden Auftreten, sowie ein zur biederen Gemütlichkeit neigendes Songwriting zurückzuführen ist. Wo die Grenze zwischen Midtempo-Hardcore und Indie Rock mit gekeiften Vocals praktisch nichtig geworden ist, ist der Band auch der Biss, die Energie und die Angriffslust abhanden gekommen, so dass die Attitüde der EP eine irritierend langweilende Ausstrahlung transportiert – und selbst nahverwandte Veteranen wie Off! oder Fucked Up mehr ambitioniertes Feuer unterm Hintern zeigen.

Während On the Brink sich zum Einstieg noch recht veritabel auskotzt und breitbeinig rockend dahinpoltert, bleiben alle Zutaten rund um die Gitarren-Stangenware ernüchternd blass. Wie Stay in Your Lane wuchtiger stapft, sich heavier schleppt und Dim punkiger kloppt, geht ähnlich solide schon klar. Auch wie der Closer Quit The Act, der dem  Feedback beinahe ein Solo gönnt und sich in Garstigkeit die Bälle von Gast Amir Sahabi zuspielen lässt.
Wenn das repetitive Void of Passion als schunkelnde Gefälligkeit jedoch regelrecht unmotiviert erscheint und Overlord indifferent im Einerlei verschwimmend unterstreicht, dass praktisch keine Idee der Platte herausragend hängen bleibend aufzeigen kann, ja spätestens dann haben die einzelnen Nummern von Seen Enough jeder für sich genommen keine Rechtfertigung mehr für die Problematik, dass sich die Stücke ohne prägnante Amplituden, dafür ohne überraschende Einfälle oder interessante Dynamiken, schlichtweg belanglos im 08/15-Standard zu ziehen beginnen.

Freilich können Spy dabei, mit der grundlegenden Fallhöhe, die die ersten beiden EPs erarbeitet haben, immer noch eine funktionale Hebelwirkung erzeugen. Und die Längen, die sich bei einer Gesamtlaufzeit von 9 Minuten ergeben können, halten sich zwangsläufig in Grenzen.
Allerdings muss der Titel ihrer dritten EP nichtsdestotrotz in erster Linie wenig schmeichelhaft auf den aktuellen Status Quo der Bay Area-Gang verstanden werden.

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