Spy – Satisfaction
I Can’t Get No Satisfaction: Nach den zwei starken EPs Service Weapon und Habitual Offender und einer tollen Split-Single mit Maniac enttäuschen die Hardcore Punks Spy mit ihrem ersten Studioalbum.
Spy aus aus der Bay Area fallen nicht umsonst in den grassierenden Szene-Hype um Scowl, Zulu und Co., waren die bisherigen Veröffentlichungen doch veritable, superkompakte Kerosin-Sprengsätze – schmutzig und garstiger Punk, der vor allem durch die harschen Vocals von Peter Pawlak eine herrlich wütende Kante bekam.
Satisfaction setzt auf den ersten Blick genau dort an, alleine die Spielzeit mit zehn Songs in dreizehn Minuten ist ein Statement, das Artwork kommt wieder von Cain Cox, dazu zeichnet abermals Charles Toshio für die Aufnahmen verantwortlich.
Was die Ernüchterung über das erste Album der Band allerdings umso überraschender macht: die rohe Energie und räudige Manie der nur unwesentlich kürzeren EPs scheint gedrosselt, die Songs wirken schaumgebremst eingefangen. Es fehlt einfach der Biss, die Schärfe, das Gefährliche. Alles (selbst die immer noch giftig speienden Shouts) ist zu sauber und glatt inszeniert, die Tugenden im rauschhaften Extrem beschnitten, wie mit angezogener Handbremse auf Nummer sicher gehend geschrieben und gemixt, es mangelt einfach die präzise Schlagkraft. Aufregend waren Spy nie – allerdings effektiv und agressiv mitreißend.
Weswegen gerade die am Midtempo (hard/garage/indie)rockenden Nummern der ersten Plattenhälfte ein bisschen langweilen – Veteranen wie Off! oder Fucked Up können das schlichtweg besser.
Ihren eigentlichen Stärken kommen Spy näher, wenn der Tritt aufs Gaspedal wie in Surveilled, Pay No Mind, Not for Me, Wrong Place Wrong Time oder Big Man erfolgt. Überhaupt korrigiert die rasantere, dynamischere zweite Hälfte von Satisfaction insofern den Eindruck des Albums markant nach oben, zumal der Closer Hidden in Plain Sight dann vom feisten Groove bis zum epischen Poltern einige Gusto-Stücke zeigt.
Dennoch entpuppt sich das Songwriting der Band auch hier langsam als latent generisch und eindimensional, da können die Riffs noch so solide rotzend sein. Wirft man das neue Material insofern in einen Topf zum bisherigen Output, agiert Satisfaction vielleicht wie die gediegenere Balance zu der Gangart der EPs – am Stück ist das aber trotz der kurzen Spielzeit (die dem Ganzen natürlich sehr entgegen kommt und das Aufrunden der Wertung snacktechnisch zulässt) bisweilen nur bedingt zufriedenstellend. Von einer potentiell herausragenden Genre-Band haben sich Spy jedenfalls vorerst selbst in das solide Mittelmaß degradiert, gerade noch stets überdurchschnittlich.
Kommentieren