Spotlights – We Are All Atomic
Ein Ausflug neben den Hauptstrang des Kanons: Blues Funeral Recordings lädt Spotlights mit der EP We Are All Atomic zu einem ganzheitlichen Nachsatz für ihr starkes 2019er Album Love & Decay ein.
Wie schon Elder oder das Szene-Konglomerat Big Scenic Nowhere vor ihnen nutzt das Ehepaar Quintero den Auftritt in der PostWax-Reihe, um ihren angestammten Modus Operandi zu variieren und neues zu probieren. „We Are All Atomic came together a bit differently than our other records“ erklärt Sänger und Gitarrist Mario. “We approached it as an entire piece with four movements, meant to evoke a sense of awareness of our fundamental selves and the dynamic energy of existence. Even though I wrote the songs, I really tried to leave my thoughts out of the equation and almost improvise the outcome. It might sound kinda dumb and new age-y, but we as humans tend to let our egos get the best of this experience we call life. Sometimes it’s nice to get out of the way and let things happen.“
Und weiter: „This one’s kind of weird — we basically tried to make it one long piece, but broken up into four sections. That’s why it’s Part I through IV. Parts I and IV are ideas I’ve had around since before our first album came out. I just started digging through stuff. We’d had an idea of doing this EP for a long time, and when the dudes from Blues Funeral hit us up to do it, we thought it was the perfect opportunity. It’s not like a full record, it’s a piece. I tried to get out of the way and not think about it too much, and I just improvised a lot of what was on there. I took a step back, we listened to it, Sarah added her bass, and that was it.“
Was den Sachverhalt praktisch ideal auf den Punkt bringt, selbst das einzige wirklich Manko: We Are All Atomic ist ein enorm stark funktionierendes Ganzes, dem dann aber doch die erschlagende Ausführlichkeit abgeht, wenn zumindest ein zusätzlicher Part, der noch ergiebiger forscht oder für einen restlos zwingenden Klimax sorgen würde, die Platte auf die nächste Stufe gehoben hätte – nämlich die der bisher besten Veröffentlichung aus dem Hause Spotlights.
Bedeutet im Umkehrschluß: An sich machen die versammelten 25 Minuten nichts falsch, sondern zeigen einmal mehr eindrucksvoll die Vormachtstellung dieser Band im Doomgaze. Part I baut sich dafür sehr langsam und kristallin schimmernd aus dem Synthie-Meer auf, deutet bedrohlich-dunkle Untertöne an, die Gitarren und der Bass verschwören sich unheilschwangrer. Ein ritualistischer Rhythmus beginnt als stiller Herzschlag zu pulsieren, der verhuschte Gesang perlt im schüchternen Shoegaze gehaucht zwischen den Texturen verschwimmend. Spät bricht die Physis im Schwall los, schiebt in Zeitlupe seine Riffkaskaden, brüllt am postmetallischen Screamo und sinniert ätherisch kontemplativ, bevor das Stück zu seinem Ursprung zurückfindet.
Part II arbeitet mechanischer, stoischer über einem rückkoppelnden Drone, bevor man aber an Cult of Luna denken muß, setzt sich trotz körperlosem Gesang ein beinahe kopfnickender Alternative Metal in Gang, der sogar ein diffuses Solo auspackt. Part III lehnt sich dagegen als Atemholen in einer ambienteren Atmosphäre still zurück, zieht als Ruhe vor dem Sturm die Spannungen ohne Hast am Postrock an, wo Part IV im homogenen Fluß beschwingt groovend übernimmt und breitbeinig solierend im 90er Rock zwischen Space und Failure mit motorischem Groove lauert, sich letztendlich aber eher für einen subversiven Abgang entscheidet, als das Spektakel zu erzwingen.
Ein runder Abschluss für ein mosaikartig zusammengesetztes Teilstück, das sich in seiner Funktion als den Fundes aufräumender Evolutionsprozess interessante Entwicklungen für die Zukunft der Band bedeuten könnte.
1 Trackback