Spotlights – Red House

von am 19. April 2020 in Single

Spotlights – Red House

Im Rahmen ihrer Quarantäne-Cover-Serie nehmen sich Spotlights nach Material aus der Schatzkiste von Radiohead nun mit Red House ein Juwel der ewig unter Wert verkauften 90er-Helden Shudder to Think vor.

Es mag zynisch klingen, doch eventuell ist die aktuelle Situation der Welt das mitunter beste, was dem Songwriting der Quinteros passieren konnte. Wie sehr die daraus bediengte Auseinandersetzung mit Fremdmaterial sich als Wachstumsprozess für ihr eigenes kompositorisches und ästhetisches Verständnis einwirkt, lässt sich anhand von Red House sogar deutlicher nachvollziehen, als bereits durch All I Need.
Die fünf Minuten der Shudder to Think-Nummer („one of the best bands to ever exist. Please go listen to them!„) wagen sich immerhin noch weiter hinaus, adaptieren das Original erkennbar, entfernen sich von diesem aber merklich und agieren dabei auch endgültig jenseits der angestammten eigenen Komfortzone.

Konkret lassen Spotlights den emotional aufbegehrenden, hell phrasierenden 90er Alternative Rock des flotten, hingebungsvoll antauchenden – und ja bekanntlich zweimal veröffentlichten, 1991 noch archaischer und 1997 etwas mainstreamtauglicher produzierten – Originals hinter sich, spielen hier aber auch nicht die patentierte hauseigene Melange aus Postmetal und Doomgaze ihrer Studioalben.
Viel eher baut das Cover auf einen ruhigen Trip Hop-Beat, abseits des digitalen Programms eingespielt von Schlagzeuger Chris Enriquez auf dessen Hausdach in Brooklyn, sowie eine klar pendelnde Akustikgitarre. Das gleitet sanft, anmutig und gespenstig dahin, badet mit Zärtlichkeit in der Melodik, wattiert aber das gesamte Auftreten in einer breiteren Atmosphäre. Der hoffnungsvoll entstehende Optimismus ist still und vergänglich, doch Dunkelheit schimmert nur phasenweise auf, bekommt nie Zugriff auf die Schwerelosigkeit der Interpretation.
Mehr noch: Das wirkt wie eine langsam verblassende Erinnerung an tröstende Anmut der träumenden Nostalgie, in der man sich wohlig verlieren kann – der aber doch das latent ekstatische, triumphal ausbtechende Momentum von Shudder to Think als Klimax fehlt, um der usprünglichen Version nicht nur ebenbürdig zu sein, sondern sie gar zu übertreffen.

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