Spoon – Lucifer on the Sofa
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Die über den Verlauf ihrer beispiellose Karriere stets so wandelbar gebliebenen Spoon erfinden sich fünf Jahre nach Hot Thoughts für Lucifer on the Sofa nicht abermals neu, sondern gehen für ihr zehntes Studioalbum gefühltermaßen sogar den komplett entgegengesetzten weg.
Auf ihrem bisher straightesten Werk überhaupt agieren Spoon eher frisch und kompakt auf Nummer Sicher gehend – mit dem Clou, dass sich beinahe jeder Song auf Lucifer on the Sofa anfühlt, als wäre sie schon lange eine Lieblingsnummer aus dem ebenso qualitätskonstanten wie wandelbaren Repertoire der Indierock-Band von Britt Daniel.
Gerade die Eingangsphase liefert insofern Instant-Ohrwürmer am Fließband: Das Bill Callahan/ Smog-Cover Held schrammelt nonchalant rumpelnd, stoisch und repetitiv groovend, die bluesige Ader der Platte mit Druck auf dem Mittelteil installierend, ohne dafür schroff zu werden, bevor (das mit staubtrockenen, knatternd-klatschenden Gitarren daherkommende) The Hardest Cut und On the Radio ein bisschen anmuten, als wären Spoon eine Glamrock-Band, die einfach verdammt gerne die Black Keys hört. Das gefühlvoll bis zu souligen Bläsern schielende The Devil & Mister Jones könnte dagegen eine smoothe Fingerübung der Stones sein, wohingegen Wild klingt wie Richard Ashcroft, der auf einer Tanzfläche am funky Piano klimpert.
Dass der assoziative (und sicher auch selbstreferentielle) Eklektizismus seine Vorzüge danach für eine kurze Passage der Platte ein wenig sparsamer in Szene setzt, ist schon okay – auch wenn das relaxte My Babe seine liebenswürdig-optimistische Melodie nicht zum Punkt finden lässt und dann plötzlich das Licht abdreht, wenn diese doch erblühen darf, oder Feels Alright ein wenig zu unverbindlich bleibt, darüber hinaus aber sogar eine vage Vorstellung davon liefert, wie sich Maroon 5 in gut – mit zackigen Gitarren und feinem Refrain – anhören könnten.
Schließlich zeigt auch das Finale des Albums (das so eher wie ein Sammelsurium aus Songs anmutet, denn einem kohärenten Spannungsbogen folgt) noch einmal auf und vermisst seine Spannweite demonstrativ: Astral Jacket agiert weicher und entspannter, schippert am Plüschsofa durch eine Lavalampenlounge – gefällig und stimmungsvoll, ätherisch und unaufregend; Satellite öffnet sich dagegen dem angenehmen Panorama im fast klassisch schunkelnden Spektrum, haut relaxt in die Tasten und lässt die Gitarre episch im Fernsehgarten heulen, bevor das Finale danach doch den Schritt zurück macht.
Der Titelsong reiht sich geduldig im zielstrebigen Zug des krautigen Flow vor fast jazzig-dreampoppigen Texturen wachsend unmittelbar in die Riege der großen Spoon-Nummern ein, bringt aber auch das latente Manko von Lucifer on the Sofa in den Fokus: die enorm kurzweiligen 38 Minuten des Albums sind ohne gravierende Herausforderungen in ihrer Zugänglichkeit schnell erfasst und in Summe damit auch hinsichtlich der Halbwertszeit nicht derart reizvoll, wie man es von Spoon gewöhnt ist – für den potentiellen Nachfolger zu Everything Hits at Once: The Best of Spoon drängen sich auch deswegen allerdings schon Pflicht-Kandidaten in Form schnörkelloser Neo-Hits auf.
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